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Mehr Lebensqualität durch weniger Gewicht

Übergewicht ist in den Industrienationen weit verbreitet - etwa 43 Prozent aller Bundesbürger liegen über dem Normalgewicht. Auch wenn nicht all diese Menschen eine Abmagerungskur machen müssen, ab einem bestimmten Gewicht werden die überflüssigen Pfunde zu einem echten Problem für die Gesundheit. Wer erfolgreich und dauerhaft Gewicht verliert, lebt nicht nur länger als Übergewichtige, sondern erlangt auch mehr Lebensqualität.

Abnehmen_Lebensqualitaet

Das Körpergewicht einordnen

Von Adipositas oder auch Fettsucht ist dann die Rede, wenn der Anteil des Fettgewebes deutlich über das normale Ma hinausgeht und zu einer Beeinträchtigung der Gesundheit führt. Früher war es üblich, das Gewicht mit einer Formel nach Broca zu beurteilen: Körpergröße (cm) - 100 = Normalgewicht (kg) Doch diese Rechnung wird den unterschiedlichen Konstitutionstypen nicht gerecht: Kleine Menschen werden zu häufig, große dagegen zu selten als zu schwer befunden. Am häufigsten wird heute der sogenannte Body-Mass-Index (BMI) verwendet: Körpergewicht in kg/(Körpergröße in m)2

Es gibt verschiedene Normtabellen, zum Teil nach Alter und Geschlecht differenziert, aus denen sich das "Normalgewicht" ablesen läßt. Diese Normwerte liegen im wesentlichen bei einem BMI zwischen 20 und 25. Zwischen 25 und 30 spricht man von Übergewicht und über 30 von Adipositas. Allerdings ist bei diesen Werten nicht berücksichtigt, daß der wünschenswerte BMI mit dem Alter zunimmt. Nach dieser Einteilung kam die Nationale Verzehrsstudie, die von 1985 bis 1989 repräsentative Daten zu den Ernährungsgewohnheiten der Deutschen erhob, zu dem Ergebnis, daß 39 Prozent der Männer und 47 Prozent der Frauen übergewichtig sind. Ältere Studien zeigten, da die Lebenserwartung zurückging, wenn das Körpergewicht anstieg. Korrigierte Untersuchungen, die auch das Geschlecht, das Rauchen sowie das Alter berücksichtigten, fanden später heraus, daß bei Frauen und älteren Menschen (ab dem 50. Lebensjahr) die Lebenserwartung mit zunehmendem Gewicht weniger abnahm als bei Männern und jüngeren Personen.

Übergewicht: Apfel- oder Birnen-Typ?

Um das gesundheitliche Risiko von Übergewicht zu charakterisieren, unterscheidet man heute auch verschiedene Fettverteilungsmuster: Die weibliche (gynoide) Fettverteilung, bei der das Fett vor allem am Oberschenkel und am Gesä sitzt, und die männliche (androide) Form, bei der sich das Fett hauptsächlich am Bauch ansammelt. Man spricht zur Veranschaulichung auch von einer (männlichen) Apfel- und einer (weiblichen) Birnenform. Das Fett, das sich im Bauchraum ansammelt, ist nicht oberflächlich, sondern in den Eingeweiden lokalisiert (viszerales Fett) und hat sich als besonderer Risikofaktor für Folgeerkrankungen erwiesen. Dagegen ist die Verteilung des weiblichen Fetts ungefährlicher für die Gesundheit. Um die Fettverteilung zu bestimmen, wurde die "waist to hip circumference ratio" entwickelt: Taillenumfang geteilt durch Hüftumfang. Die Normalwerte liegen für Männer bei 1,0 und für Frauen bei 0,8. Gegenwärtig werden zudem Normwerte für den sogenannten sagittalen Durchmesser erarbeitet. Sagittal bedeutet parallel zur Mittelachse liegend. Dabei wird im Liegen der Abstand zwischen dem höchsten Punkt des Bauches und der Unterlage ermittelt. Bei der Fettansammlung in den Eingeweiden ergeben sich auch bei dieser Art der Messung höhere Werte, da das oberflächliche Fett im Liegen nach der Seite hin ausweicht.

Wie kommt es zur Fettsucht?

Als Ursachen für eine Fettsucht kommen mehrere Faktoren in Betracht. Unter dem Begriff der Nahrungsaufnahme werden Faktoren wie Nahrungsmittelqualität, Nahrungsmittelquantität, die Zeit, zu der Mahlzeiten eingenommen werden, die Kau-Qualität und die psychische Ausgewogenheit des Essenden während der Nahrungsaufnahme zusammengefat, die alle eine Rolle bei einer überhöhten Essensmenge spielen können. Ferner können hormonelle Faktoren, z. B. eine Verminderung des Schilddrüsenhormons, zu einer Entstehung von Adipositas beitragen. Besondere Bedeutung kann auch die verminderte Aktivität bestimmter Nervenzellen, sogenannter hypothalamischer serotonerger Neuronen haben. Sie werden über den Botenstoff Serotonin aus dem Hypothalamus gesteuert und spielen für die Regulation der Sättigung eine Rolle. Wird die Aktivität dieser Neuronen durch Pharmaka künstlich stimuliert, kommt es zu einer Verminderung der Nahrungsaufnahme und dadurch zu einer Reduktion des Körpergewichts. Das Gewicht wird auch deshalb reduziert, weil die Oxidation, das heißt die Verbrennung, des körpereigenen Fettes durch diese Neuronen erhöht wird.

Empfindlichkeit für Insulin nimmt ab

Bei der Adipositas kommt es meist zu einer verringerten Insulinempfindlichkeit der Zellen. Das Hormon Insulin ist für die Aufnahme des Blutzuckers in die Zellen verantwortlich. Sind die Körperzellen weniger sensibel für Insulin, reagieren sie erst auf gröere Mengen des Hormons als normal. Das bedeutet, daß die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin ausschütten muß, damit der Blutzucker (Glucose) in die Zellen aufgenommen werden kann. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Insulinspiegel im Blut (Hyperinsulinämie), der wiederum dazu führt, da die Umwandlung von Glucose in Fett stimuliert wird. Wird die Insulinempfindlichkeit durch die Stimulierung der hypothalamischen serotonergen Neuronen verbessert, verschiebt sich dagegen die Verstoffwechselung der Glucose von der Leber hin zum Muskel, wodurch mehr Energie in Bewegung umgesetzt werden kann. Ferner können auch Medikamente bei der Entstehung oder Unterhaltung der Adipositas eine Rolle spielen. Besonders erwähnt seien hier männliche und weibliche Sexualhormone, die z. B. in Psychopharmaka enthalten sind - speziell in Mitteln, die gegen Depressionen eingesetzt werden. Darüber hinaus sollten Erbfaktoren bei der Entstehung der Adipositas ebenso berücksichtigt werden wie familiäre Traditionen bezüglich Nahrungsmenge, Qualität der Ernährung und der körperlichen Aktivität. Alkohol, Stre und Rauchen erhöhen ebenfalls das viszerale Fett. Es gibt auch eine angeborene Schwäche der Fettoxidation.

Risikofaktor Übergewicht

Die viszerale Adipositas ist ein entscheidender Risikofaktor für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die die Haupttodesursache in der BRD darstellen. Das Übergewicht ist jedoch nur die Spitze eines Eisberges. Zusammen mit Diabetes mellitus, Bluthochdruck (arterieller Hypertonie) sowie erhöhten Blutfetten (Hyperlipidämie) wird Adipositas als metabolisches Syndrom bezeichnet. Die Basis dieser Stoffwechselstörung liegt in einer angeborenen Insulinresistenz der Zellen, die zu einem erhöhten Insulinspiegel im Blut (Hyperinsulinämie) führt. Durch eine Zunahme der Fettmasse in den Eingeweiden wird die Insulinresistenz verstärkt. Zwar kann eine angeborene Insulinresistenz auch bei Normalgewichtigen vorliegen, doch die meisten Menschen mit metabolischem Syndrom sind übergewichtig. Die insulinresistente Zelle vermag keine Glucose aufzunehmen, wodurch der Blutzuckerspiegel steigt. Dadurch kann sich Diabetes mellitus Typ II entwickeln. Der erhöhte Blutzuckerspiegel führt dazu, daß die Niere verstärkt Natrium und damit Flüssigkeit zurückhält, um den Blutzucker gewissermaen zu verdünnen, wodurch sich wiederum der Blutdruck erhöht. Eine weitere Folge ist der Anstieg der Blutfette. All diese Veränderungen zählen zu den Risikofaktoren für Arteriosklerose, d. h. einer Gefäßverengung. Erhöhte Insulinspiegel fördern zudem die Vermehrung der glatten Muskulatur in der Arterienwand und damit zusätzlich die Entstehung von Gefäerkrankungen, wie z. B. Verengungen der Herzkranzgefäße. Folgen des metabolischen Syndroms sind unter anderem Schlaganfall, Herzinfarkt, Erblindung oder Durchblutungsstörungen der Extremitäten.

Medikamente, die dazu führen, daß der Körper noch mehr Insulin produziert, wie z. B. das Antidiabetikum Glibenclamid, erhöhen den Blutspiegel an Insulin eher noch, anstatt ihm entgegenzuwirken. Auch Blutdruckmittel wie Betablocker und Thiazide verstärken den Insulinspiegel und sind deshalb kritisch zu bewerten. Eine Reduktion des Übergewichts dagegen erhöht die Insulinempfindlichkeit der Zellen, was durch körperliche Aktivität noch unterstützt wird. Dadurch sinkt auch der Blutdruck, und die Blutfettwerte werden verbessert. So kann eine Gewichtsabnahme die Risikofaktoren für die Entstehung des metabolischen Syndroms und damit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren.

Belastete Knochen

Übergewicht führt dazu, daß unser Skelettsystems zusätzlich mechanisch belastet wird. Darüber hinaus kommt es auch zu Störungen bei der Nährstoffversorgung von Skelett und Bändern. Daraus resultieren degenerative Veränderungen im Bereich der Wirbelkörper, im Bereich der Scheiben und Zwischenknorpel sowie im Bereich der knorpeligen Überzüge. Sie führen in vielen Fällen zu schwersten Behinderungen und verstärken ihrerseits den bereits erwähnten Bewegungsmangel, der bei Adipositas aufgrund des Gewichtes und der Körperfülle ohnehin vorliegt. Die häufig zitierte Osteoporose stellt übrigens nicht ausschließlich ein hormonelles Problem dar, sondern wird in erster Linie aufgrund einer - durch Übergewicht bedingten - veränderten Nährstoffversorgung des knöchernen Skeletts hervorgerufen. Dabei spielt nicht die bei der Knochendichte gemessene Calciumeinlagerung die dominierende Rolle, sondern die Versorgung des Knochens mit Kollagen, die bei einer Röntgenuntersuchung nicht zu erfassen ist. Diese ist jedoch entscheidend für die Elastizität und somit für die Stabilität des Knochens.

Sich selbst annehmen

Adipositas beeinflußt nicht zuletzt auch die Lebensqualität. Auf dem Boden eines chronischen Übergewichts kommt es in vielen Fällen zu Depressionen. Aufgrund der eigenen Körperfülle fühlt man sich von den Mitmenschen abgelehnt, wodurch das Selbstwertgefühl geschwächt wird. Zum einen reagieren Übergewichtige daher mit Niedergeschlagenheit und depressiven Verstimmungen. Zum anderen werden durch den chronischen Bewegungsmangel weniger körpereigene Stimmungsaufheller produziert, die sogenannten Endorphine, die z. B. durch körperliche Aktivität freigesetzt werden. Fehlen diese Stoffe, macht sich auch dies an gedrückter Stimmung bemerkbar. Atemstillstand während des Schlafs, der bei Übergewichtigen oft beobachtet wird und zu einer chronischen Sauerstoffunterversorgung des Gehirns führen kann, tut ein übriges, um Stimmungsschwankungen zu verursachen.

Der liebevolle Umgang mit sich selbst ist eine entscheidende Voraussetzung für eine ausgeglichene Stimmung. Im Falle der Adipositas ist dieser Umgang jedoch mit ungeeigneten Mitteln - sprich mit Süßigkeiten oder üppigem Essen - vollzogen worden, was beim Betroffenen zu einer immer wiederkehrenden sozio-psychologischen Frustration führt. Somit kommt es bei der Adipositas auf breitester Ebene dazu, da nicht nur die Lebenserwartung, sondern auch die Lebensqualität stark eingeschränkt ist. Da die Adipositas bei vielen als schicksalhaft vorgegeben hingenommen wird, werden die daraus resultierenden Störungen nicht selten ohne Widerstand akzeptiert. Dabei kann und muß der eigene Wille eingesetzt werden, um diese Lebensumstände zu ändern.

Den Teufelskreis durchbrechen

Man sollte sich klarmachen, daßLebensgewohnheiten nur in kleinen Schritten verändert werden können und daß diese Veränderungen realistisch anzusetzen sind. Wenn man den Adipösen bereits bei der Planung seiner Lebensumstellung überfordert, ist von vornherein nicht mit einer besonders großen Kooperation zu rechnen. Drei Kardinalpunkte sind bei der Bekämpfung der Adipositas gleichberechtigt nebeneinander zu beachten: Fasten bzw. Ernährung, körperliche Aktivität und psychische Betreuung.

I. Fasten und ErnährungBei der Nahrungsaufnahme kommt es auf drei wesentliche Punkte an.

  • 1. Wie wird die Nahrung aufgenommen, was wird konsumiert und wieviel wird gegessen? Für die jeweiligen Mahlzeiten muß ausreichend Zeit zur Verfügung stehen, und wir müssen uns in einer Stoffwechsellage befinden, in der die Nahrung auch verwertet werden kann. Das heißt, wenn Verdauungsenzyme ausgeschüttet werden sollen, mu der Parasympathicus - ein Teil unseres vegetativen Nervensystems, der die Drüsentätigkeit und Darmbewegungen anregt - aktiv sein. Hastiges Essen hat von vornherein zur Konsequenz, daß zuviel Nahrung pro Zeiteinheit aufgenommen wird, diese schlecht gekaut und aufgrund der dann sympathischen Stoffwechsellage, bei der die Darmbewegungen gehemmt sind, auch noch schlecht verdaut wird.
  • 2. Es ist wichtig, daß wir unserem Magen-Darm-Trakt eine volumen- und ballaststoffreiche Ernährung anbieten, um somit das Verdauungssystem zu trainieren und leistungsfähig zu erhalten. Denn das Volumen, das sich im Darm bewegt, ist die Voraussetzung für eine gesunde Darmaktivität. Unter Volumen ist auch freie Flüssigkeit zu verstehen, am besten freies Wasser. Der Adipöse sollte sich daher reichlich mit Flüssigkeit versorgen, um somit kalorienfreies Volumen aufzunehmen, wodurch auch das Hungergefühl reduziert wird. Eine besonders gute Möglichkeit der Gewichtsreduktion besteht in der Umstellung auf pflanzliche Rohkost: Sie liefert reichlich Mineralstoffe sowie Vitamine, enthält viele Ballaststoffe, aber wenig Kalorien. Schlielich spielt die zugeführte Energiemenge eine ganz entscheidende Rolle. Hierbei ist es wichtig, da der Übergewichtige sich seine jeweiligen Mahlzeiten nicht aus einem groen Angebot frei zusammenstellt, sondern sie selbst vor Essensbeginn portioniert. Nur so ist es ihm möglich, einen Überblick über die pro Tag zugeführten Speisen zu gewinnen. Eine besonders intensive diätetische Maßnahme bietet die Fastentherapie. Sie wird nicht zu Unrecht als Königin der Therapien bezeichnet, weil sie sämtliche Risikofaktoren günstig beeinflut. Beim Fasten sinkt nicht nur das Gewicht, sondern auch der Blutdruck, die Blutfette und der Blutzucker. Denn während des Fastens bildet sich die Insulinresistenz der Zellen besonders deutlich zurück.

II. Körperliche Aktivität
Für die gesamte Medizin gilt, daß es eine Gesundheitsverbesserung im Lehnstuhl nicht gibt! All unsere körperlichen und geistigen Strukturen funktionieren nach dem Prinzip: Setzen eines adäquaten Reizes, um die Leistung der entsprechenden Struktur zu steigern. Ein Muskel beispielsweise, der nicht gefordert wird, bildet sich zurück, ein Muskel, mit dem regelmäßig geübt wird, nimmt an Leistungsfähigkeit, Qualität und Volumen zu. Bei Übergewicht spielt dieses Prinzip eine ganz besondere Rolle, da das Ziel ist, leistungsfähige Strukturen zu aktivieren (Muskel, Bänder, Knochen) und hinderliche Strukturen abzubauen (Fettspeicher). Ferner durchbrechen wir mit körperlicher Aktivität den Teufelskreis des metabolischen Syndroms: die Insulinempfindlichkeit unseres Zellsystems wird vergröert, der Blutglucosespiegel sinkt, es kommt zum vermehrten Einstrom von Glucose in die Zellen und somit zu einer besseren energetischen Versorgung unseres Systems.

III. Psychische Betreuung
Die psychotherapeutische Behandlung der Adipositas muß bei der schädlichen Ersatzbefriedigung ansetzen, die die Zufuhr von Streicheleinheiten z. B. in Form von Süßigkeiten darstellt. Statt Selbstzerstörung (Autodestruktion) sollte die milde Autosuggestion, d. h. eine liebevolle Selbstbeeinflussung im Vordergrund stehen. Sie hilft, sich selbst anzunehmen und an sich zu arbeiten. Dem Fettsüchtigen muß die chronische Selbstbeschädigung durch den Begriff "Selbstmord auf Raten" durchsichtig gemacht werden. Die orale Befriedigung, die das Sättigungsgefühl auslöst, sollte gesprächstherapeutisch umfunktioniert werden in einen liebevollen Umgang mit dem eigenen Körper. Dabei spielt die Mobilisation von Endorphinen durch körperliche Aktivität und das Gewinnen einer positiven Lebenseinstellung eine entscheidende Rolle.

Ganzheitlicher Ansatz verspricht Erfolg

Eine optimale Therapie der Adipositas wäre die zunächst stationäre Behandlung im Sinne einer kombinierten Fastentherapie, bei der auch Bewegung, Anwendungen nach Kneipp sowie Psychotherapie eine Rolle spielen. Daran sollte sich ein langsamer Kostaufbau mit einem Einstieg in eine kalorienreduzierte Vollwertkost anschließen. Der Therapie kommt hierbei nicht nur eine kurative, sondern auch eine wesentliche pädagogische Aufgabe zu. Der Patient sollte am Ende der stationären Therapie in der Lage sein, kalorienreduzierte Vollwertkost, regelmäßiges Bewegungstraining und psychologische Manahmen zu Hause fortzuführen. Bei stark Übergewichtigen versprechen erfahrungsgemäß anfängliche, stationäre Manahmen in Halbjahresabständen den größten Therapieerfolg. Dadurch bleibt die Motivation erhalten, und es kann ein stufenweiser Gewichtsabbau erzielt werden. Der therapeutische Aufwand hängt zum einen von der erblichen Komponente ab, zum anderen von der Frage, ob wir in der Lage sind, den Patienten bezüglich seines Eßverhaltens neu zu konditionieren. Die Wichtigkeit des Essens sollte zurückgedrängt werden und durch andere Werte ersetzt werden. Essen, um zu leben - nicht leben, um zu essen, heißt die Devise.

All die oben genannten therapeutischen Ansätze kommen meist erst zum Tragen, wenn der Patient schon eine lange Leidensgeschichte hinter sich gebracht hat. Daher wäre es wünschenswert, wenn gesundheitspädagogische Manahmen, speziell auch im Hinblick auf das Eßverhalten, bereits von Kindesbeinen an eingeübt würden. Sätze wie: "So lange Du nicht aufgegessen hast, darfst Du nicht vom Tisch gehen", sollten bei der Erziehung von Kindern nicht mehr auftauchen. Das natürliche Gefühl von Hunger und Sättigung in seiner biologischen Rhythmik zu belassen, ist eine wichtige erzieherische Aufgabe. Die Nahrungsaufnahme sollte nicht an Tageszeiten gebunden sein, sondern an die Entstehung eines gesunden physiologischen Hungergefühls. Kinder sollten, im Rahmen des Möglichen, nur spärlich mit der Geschmacksqualität "süß" vertraut gemacht werden. Sie sollten sich frühzeitig an den Genuß von Gemüse und Salat gewöhnen. Bewußter Umgang mit gesunder Ernährung vom ersten Tag des Lebens an erspart uns eine Fülle körperlicher und psychischer Nöte. Mehr Vorbeugung ist auch bei der heutigen angespannten Finanzlage im Gesundheitssystem dringend erforderlich.

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Quelle: Lischka, N.: UGB-Forum 1/95, S. 18-21
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