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Therapeutisches Fasten - Großes Potenzial

Ob Metabolisches Syndrom, Rheuma oder Burnout – das therapeutische Fasten hat sich bei vielen komplexen Erkrankungen als wirksame und nebenwirkungsarme Methode erwiesen. Bereits nach kurzer Zeit bessern sich viele Beschwerden, die vorher jahrelang Probleme machten.

Während es sich beim Fasten für Gesunde um ein vorwiegend präventives Fasten handelt, stellt ein richtig durchgeführtes therapeutisches Fasten in der Klinik eine hochwirksame, nebenwirkungsarme Methode zur Behandlung von chronischen Krankheiten dar. Sowohl für mich als Fastenarzt als auch für die Patienten ist es immer wieder beeindruckend, dass sich nicht nur das Befinden und die Befunde in wenigen Wochen oder sogar Tagen bessern. Die Fastenden erleben bei sich zum Teil ganz enorme innere Wandlungen, die sie so gar nicht erwartet haben.

Das therapeutische Konzept unserer Fastenklinik verfolgt einen integrativen Ansatz. So kommen neben der Intensivdiätetik mit Fasten und Ernährungstherapie Methoden aus dem Bereich der klassischen Naturheilverfahren zur Anwendung ebenso wie konventionelle, also medizinische Methoden. Nach dem Prinzip „So viel wie möglich klassische Naturheilverfahren, so wenig wie nötig konventionelle Verfahren“ wird für jeden Patienten ein individuelles Behandlungskonzept erstellt. Dieses Konzept entspricht einem ganzheitlichen, rehabilitationsmedizinischen Konzept, das den Patienten von Anfang an als wichtigen Partner in die Therapie einbindet. Dadurch wird es dem Patienten möglich, schrittweise Eigenverantwortung für seinen therapeutischen Prozess zu übernehmen.

Wirksam bei Metabolischem Syndrom

Krankhaftes Übergewicht mit entsprechenden Stoffwechselstörungen wie Diabetes, Fettstoffwechselstörung und auch Bluthochdruck (Metabolisches Syndrom) ist wohl der häufigste Grund, warum Patienten Hilfe durch eine Fastentherapie suchen. Auch in der Sekundärprävention bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zum Beispiel nach einem Herzinfarkt, ist die Fastentherapie zur ursächlichen Therapie eine effektive Maßnahme, um dauerhaft ein Fortschreiten der Erkrankung zu vermeiden. Die dabei erreichten Erfolge sind immer wieder eindrücklich und setzen im Gegensatz zu vielen medikamentösen Therapien an der eigentlichen Ursache der Erkrankung an. Bei der Fastentherapie erlebt der Stoffwechselkranke rasch ein Erfolgserlebnis: Es bessern sich sowohl das subjektive Wohlbefinden als auch sämtliche Stoffwechselparameter. Dieser rasch wirksame Effekt motiviert die Betroffenen dazu, ihren Lebensstil hinsichtlich Ernährung, Bewegung und auch emotionaler Stabilsierung zu verändern.

Die Wirkmechanismen bei diesem Krankheitsbild sind gut zu verstehen. Nach der initialen Abführmaßnahme mit Glaubersalz und der Nahrungskarenz verbraucht der Körper rasch die Kohlenhy­drate, die nur in geringem Umfang in unserem Körper gespeichert sind. Abhängig vom Ausmaß der körperlichen Aktivität sind die Kohlenhydrate etwa nach einem Tag verbraucht, der Körper stellt jetzt auf eine weitgehende Fettverbrennung um.

Insulinresistenz wird durchbrochen

Nur die Fähigkeit des Körpers, von einer Kohlenhydratverbrennung auf eine Fettverbrennung umstellen zu können, macht es dem Menschen möglich, für mehrere Tage oder auch Wochen zu fasten. Schon in den ersten Fastentagen fällt sowohl der Blutzucker als auch der Blutdruck sehr rasch ab, die Medikamente müssen jetzt reduziert oder – wenn möglich – ganz weggelassen werden. Neben dem Abfall des Blutzuckers sinkt auch der Insulinspiegel, der bei dieser Patientengruppe fast immer erhöht ist, bei fast immer gleichzeitig vorliegender Insulinresistenz. Die Durchbrechung der Insulinresistenz erfolgt oft schon am sechsten oder siebten Fastentag. Die morgendlichen Blutzuckerwerte bei Diabetikern sind hier häufig bereits normalisiert.

Diese wichtige Durchbrechung der Insulinresistenz bezeichnet der Berliner Professor für Naturheilkunde, Dr. Andreas Michalsen, als „Reset-Taste“. Damit ist gemeint, dass der gestörte Stoffwechsel durch das Fasten wieder auf die funktionierende Grundeinstellung zurückgeführt wird. Ein wichtiger Co-Faktor der Fastentherapie ist eine speziell angepasste Bewegungstherapie. Diese sollte nicht nur ausdauerorientierte Bewegung umfassen, sondern zur Förderung der Fettbverbrennung auch ein qualifiziertes Muskeltraining. Dadurch kann eine durch den Stoffwechselabbau (Katabolie) im Fasten bedingte Rückbildung der Muskulatur vermieden werden.

Parallel zur Fastentherapie wird ein umfangreiches Gesundheitstraining mit klassischen naturheilkundlichen und ordnungstherapeutischen Maßnahmen durchgeführt, unter besonderer Berücksichtigung der Ernährungstherapie. Die Patienten lernen dabei ihre individuellen Möglichkeiten zur dauerhaften Gewichtsreduktion und Stoffwechselregulierung kennen. Sie erfahren, wie sie die möglicherweise wieder auftretende Insulinresistenz selbst günstig beeinflussen können. Dazu gehören kurze Fastenperioden, Karenztage, aber auch eine kurzfristige, nahezu kohlenhydratfreie Ernährung und ein qualifiziertes Bewegungstraining.

Fasten bei Rheuma und chronischen Schmerzen

Eine weitere wichtige Indikationsgruppe für das therapeutische Fasten sind die entzündlichen rheumatischen Erkrankungen und die chronischen Schmerzkrankheiten. Die hervorragende Wirkung des Fastens und die Ernährungstherapie bei rheumatischen Erkrankungen ist bei Fastenärzten und Ernährungsmedizinern schon lange bekannt. Durch viele Studien in den vergangenen Jahren ist die Methode mittlerweile wissenschaftlich gut gesichert. Dokumentiert sind nicht nur subjektive Verbesserung wie weniger Schmerzen, mehr Beweglichkeit und abnehmende Morgensteifigkeit. Auch die im Blut nachweisbaren Entzündungsparameter werden deutlich reduziert.

Das therapeutische Fasten und die Ernährungstherapie greifen direkt in die Entzündungskaskade ein, über die auch viele Rheumamedikamente wirken. Über weitere Mechanismen wirkt Fasten direkt entzündungshemmend. In der nachfolgenden Ernährungstherapie spielt die Arachidonsäure, die nur in tierischen Produkten vorkommt, eine Rolle. Nach einem erfolgreichen Fasten kann davon ausgegangen werden, dass auch durch eine qualifizierte Ernährungstherapie das Befinden und die Befunde langfristig gebessert werden können. Für uns heißt das in der Praxis, dass im Anschluss an die erfolgreiche Fastentherapie eine spezielle Variante der frischkostbetonten Vollwert-Ernährung unter zunächst vollständigem Verzicht auf tierisches Eiweiß durchgeführt wird. Da aufgrund vieler Beobachtungen auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten eine Rolle spielen, empfehlen wir unseren Rheumapatienten generell, zunächst auch auf Gluten zu verzichten. Die Rolle der Nahrungsmittelunverträglichkeiten bei rheumatischen Erkrankungen ist nicht geklärt, scheint jedoch aus vielen empirischen Beobachtungen relativ gesichert zu sein.

Das Konzept der Rheumatherapie mit therapeutischem Fasten und spezieller Ernährungstherapie lässt sich nach unseren Erfahrungen auch auf viele chronische Schmerzkrankheiten wie die Fibromyalgie übertragen. Mit diesem Konzept kann bei einer Vielzahl von Schmerzpatienten eine deutliche Besserung erreicht und der Verbrauch an Medikamenten beträchtlich reduziert werden. In einer Einjahresstudie konnte an unserer Klinik diagnoseübergreifend gezeigt werden, dass die hervorragende Schmerzreduktion, die durch das Fasten erreicht wird, auch nach einem Jahr noch anhaltend nachweisbar ist. Die beeindruckende Wirkung des Fastens bei Arthrose-Patienten, die ebenfalls schon lange bekannt ist, konnte jetzt in einer wissenschaftlichen Studie der Universität Jena ebenfalls gut gesichert werden.

Erfolge auch bei Burnout-Syndrom

Entsprechend der Zunahme in der Bevölkerung sehen wir heute auch mehr Patienten mit einem Erschöpfungs- oder Burnout-Syndrom in unserer Klinik. Beschrieben werden hauptsächlich körperliche und mentale Leistungsdefizite. Die Patienten fühlen sich beruflich und privat überfordert. Sie haben den Eindruck, die täglichen Aufgaben nicht mehr richtig zu schaffen. Oft ist begleitend eine depressive Grundstimmung zu spüren. Obwohl die Ursachen dieser Erschöpfungssyndrome sehr vielschichtig sind, kann unter klinischen Bedingungen mit einer Fastentherapie meist ein sehr guter Erfolg erzielt werden.

Eine Distanz zum Alltag, die der Rahmen einer Fastenklinik bietet, ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie. Die Wirkungen des Fastens beim Erschöpfungssyndrom sind lange bekannt, in begrenztem Umfang liegen auch wissenschaftliche Arbeiten darüber vor. Einen Schwerpunkt im therapeutischen Vorgehen bilden hier vielfältige Angebote von Entspannungstherapien, Kunsttherapie, Musiktherapie, je nach Wunsch des Patienten auch psychotherapeutische Gespräche. Der Physiotherapie mit Massagen, Bädern, Wärmeanwendungen und Kneipp-Therapie kommt eine wichtige Rolle zu ebenso wie einer angepassten Bewegungstherapie.

Enorm hilfreich und deshalb auch notwendig ist in dieser Zeit ein Medienfasten. Für eine begrenzte Zeit sollte auf Fernsehen, Zeitungen, Handy und Internet weitestgehend verzichtet werden. Durch diese äußeren Bedingungen schaffen es die Patienten viel leichter, ihre eigenen Bedürfnisse besser zu erkennen. Auch wenn die Behandlung einen lang andauernden Prozess darstellt, kann im Rahmen eines mehrwöchigen Aufenthaltes in der Fastenklinik immerhin schon ein sehr guter Ausgangserfolg erreicht werden, der die Betroffenen dann auch meist in die Lage versetzt, zu Hause wieder achtsamer mit sich umzugehen und Raum für eigene Bedürfnisse zu schaffen.

Das therapeutische Fasten oder Heilfasten nach Buchinger ist mit einem ergänzenden Behandlungskonzept für die wichtigsten chronischen Erkrankungen unserer Zeit eine hochwirksame und praktisch nebenwirkungsfreie Therapie. Sie ist meist wirksamer als die konventionellen medikamentösen Optionen oder kann diese zumindest reduzieren. Die Fastentherapie versetzt den Patienten wieder in die Lage, Selbstverantwortung für den Krankheitsverlauf und für sich zu übernehmen. Dies bessert den Verlauf und die Prognose der Erkrankung ganz entscheidend.

Quelle: Hölz, G.: "Therapeutisches Fasten - Großes Potenzial" UGB-Forum 6/11, S. 277-279
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