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Kinderwerbung in der Kritik

Für ungesunde Schokoriegel, Fastfood oder Süßgetränke werden Milliarden von Werbekosten ausgegeben. Da muss man sich über übergewichtige, kranke Kinder nicht wundern. Immer mehr Verbraucherorganisationen fordern, Werbung für ungesunde Lebensmittel ganz zu verbieten.

Werbung bis auf den Schulhof

Die Lebensmittelindustrie bekommt seit Jahren Druck: Ärzteverbände, Verbraucherorganisationen bis hin zur Weltgesundheitsorganisation fordern die Werbung für ungesunde Lebensmittel stark einzudämmen. Doch die Ernährungsindustrie wehrt seit Jahren erfolgreich eine gesetzliche Regulierung ab. Um Beschränkungen zu verhindern, haben sich 23 der größten Lebensmittelkonzerne wie Coca Cola, Kellogg’s oder Danone im sogenannten EU-Pledge dazu verpflichtet, keine Werbung für unausgewogene Produkte an Kinder unter zwölf Jahren zu richten. Was unausgewogen ist, bestimmen die Hersteller allerdings selbst. Danach dürfen gesüßte Frühstückflocken von Kellogg’s oder Nestlé mit bis zu 30 Prozent Zucker weiter an Kinder beworben werden. Dass McDonald’s mit Spielzeugbeigaben für sein Happy Meal speziell Kinder anspricht, ist ebenfalls zulässig. Die Ernährungsindustrie macht mit ihrer Werbung selbst vor Schulen und Kindergärten nicht halt. Besonders perfide sind eigens erstellte Unterrichtsmaterialien, die überzuckerte Flocken und Süßgetränke als gesund verkaufen und über die Behandlung im Schulunterricht eine große Glaubwürdigkeit genießen. Dabei heißt es in den Verhaltensregeln des Deutschen Werberats, dass Werbung für Lebensmittel „dem Erlernen eines gesunden, aktiven Lebensstils durch Kinder nicht entgegenwirken soll.“ Eine Farce, wie die Realität täglich beweist.

Politik muss Grenzen setzen

Dass Hersteller von Schokoriegeln, gezuckerten Cornflakes oder Kinderjoghurts die jungen Kunden mit ihrer Werbung ködern, muss ein Ende haben. Denn die meisten speziell für Kinder vermarkteten Produkte sind Zucker- oder Fettfallen, enthalten Aromen, Farb- und Süßstoffe oder gaukeln mit Vitaminzugaben ein positives Image vor. Ein Check der Verbraucherzentrale Hessen deckte auf, dass 21 von 25 begutachteten Kinderlebensmitteln „mit einer gesunden Kinderernährung nicht vereinbar“ sind. Die bisherigen Selbstverpflichtungen, sei es vom EU-Pledge oder vom Deutschen Werberat, funktionieren nicht. Nötig ist ein umfassendes und wirksames Verbot für die an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel, die einer gesunden Kinderernährung im Wege stehen. Es wird Zeit, dass der Gesetzgeber hier aktiv wird.

Stefan Weigt Foto: Erwin Lorenzen/pixelio.de