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Wie Bio sind Biokunststoffe?

Joghurtbecher, Müllbeutel oder Einweggeschirr aus biologisch abbaubaren Kunststoffen – um die Verpackungsproblematik zu entschärfen, lassen sich Unternehmen einiges einfallen.

In Deutschland fielen 2017 5,2 Millionen Tonnen Plastikabfall an. Gerade einmal 15,6 Prozent davon wurden wiederverwertet. Der Rest landet auf Mülldeponien, in Verbrennungsanlangen oder in der Umwelt. Statt Vermeidung setzen viele Unternehmen vermehrt auf Alternativen aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Zuckerrohr oder Weizen und auf eine biologische Abbaubarkeit. Die Versprechen lauten meist: Die Materialien bauen sich schneller ab, schonen Erdölressourcen oder verursachen bei ihrer Herstellung weniger Kohlendioxid (CO2).

Biologisch abbaubare und kompostierbare Kunststoffe sollen von Mikroorganismen unter definierten Bedingungen in Wasser, CO2 und Biomasse zersetzt werden. Abbaubares Bioplastik wird unter anderem für Abfallbeutel, Joghurt- und To-go-Becher oder Imbiss-Schalen verwendet. Damit sich ein Kunststoff kompostierbar nennen darf, muss dieser zum Beispiel nach der EU Norm 13432 zertifiziert sein. Dazu müssen in einer industriellen Kompostieranlage innerhalb von zwölf Wochen mindestens 90 Prozent des Materials zu maximal zwei Millimeter kleinen Partikeln zerfallen.

Für Thomas Fischer, Leiter im Bereich Kreislaufwirtschaft der Deutschen Umwelthilfe ist das absolutes Greenwashing. Denn Anlagen sind nicht auf die Kompostierung von Bioplastik ausgelegt und bereiten ihnen lediglich Probleme. Wenn die Bioplastiktüte beim Umsetzen der Kompostmiete beispielsweise in den Randbereich mit niedrigeren Temperaturen und einem anderen pH-Wert rutsche, dann passiere kaum etwas. Das Ergebnis: Der biologisch abbaubare Kunststoff wird aufwendig aussortiert und landet in der Müllverbrennungsanlage. Nach Einschätzung des Umweltverbandes gehören biologisch abbaubare Kunststoffe daher generell nicht in die Biotonne.

Keine Verpackung ist nachhaltig

Einer der am häufigsten verwendeten biologisch abbaubaren Kunststoffe ist Polylactid (PLA). Hergestellt wird er meist aus gentechnisch verändertem Mais aus den USA. Mais aber auch andere Rohstoffe für Biokunststoffe wie Zuckerrohr oder Kartoffeln sind Produkte einer stark industrialisierten Landwirtschaft: riesige Monokulturen, massenhafter Einsatz von Herbiziden, Pestiziden und Düngemitteln. Zudem baut sich Biokunststoff unter normalen Bedingungen in der Landwirtschaft oder in den Meeren ähnlich langsam ab wie herkömmlicher Kunststoff.

Das Umweltbundesamt betrachtet biologisch abbaubare Kunststoffe ebenfalls kritisch. Es kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass biologisch abbaubare Kunststoffe gesamtökologisch betrachtet keine Vorteile gegenüber herkömmlichem Kunststoff zeigen. Die Schonung von Erdölressourcen und ein eventueller Vorteil bei der Klimawirkung werden durch andere Umweltbelastungen zunichte gemacht: Zum Beispiel führt der Anbau der Rohstoffpflanzen für Biokunststoffe zu sauren und überdüngten Böden und Gewässern. Auf das Material kommt es weniger an, sondern darauf, so wenig Verpackung wie möglich zu produzieren und sie wiederzuverwenden. Denn: Nur keine Verpackung ist eine wirklich nachhaltige Verpackung. FH/Anna Leonie Kaiser

Foto: cocoparisienne/pixabay.com