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Wenn Öko zur Routine wird

Das Konzept der Ökoroutine plädiert dafür, die Verhältnisse in Richtung Nachhaltigkeit zu ändern. Dann ändert sich auch unser Verhalten und ökologisches Handeln wird zum Standard.

Viele Menschen fliegen inzwischen mit schlechtem Gewissen in den Urlaub. Doch geflogen wird dennoch. Offenbar gelingt es vielen Bundesbürgern, mit krassen Widersprüchen zu leben. Den Hund verhätscheln und zugleich Billigwürstchen aus martialischer Tierhaltung auf den 800-Euro-Grill legen. Wie lässt sich dieses widersprüchliche Verhalten überwinden?

Das Konzept der Ökoroutine besteht darin, Standards anzuheben und Begrenzungen zu definieren. Daher ist politischer Protest die treibende Kraft und nicht privater Konsumverzicht. Elektrogeräte, Häuser und Autos wurden effizienter, weil die Europäische Union (EU) die gesetzlichen Standards schrittweise erhöht hat. Die Anforderungen für Gebäudeeffizienz haben sich schrittweise verschärft. Neubausiedlungen müssen seit 2021 nahezu den Standard für Nullenergiehäuser erfüllen. So wird höchste Energie- und Ressourceneffizienz schrittweise zum Standard für alle und Öko zur Routine.

Standards werden auch den Wandel unserer Mobilitätskultur anstoßen. Unsere Mobilitätsgewohnheiten und der automobile Expansionsdrang sind Deutschlands größtes Hemmnis beim Klimaschutz. So könnten durch schrittweise höhere EU-Normen die ab dem Jahr 2033 zugelassenen Autos emissionsfrei sein. Wie die Automobilindustrie dieses Ziel erreicht, darüber muss sich die Politik nicht den Kopf zerbrechen. Denn statt nur mit moralischen Appellen von den Konsumenten das »richtige« Verhalten einzufordern, ist es viel effektiver, die Produktion zu verbessern.

Neben steigenden Standards braucht es Limits, zum Beispiel für den Flugverkehr. Wenn wir uns selbst ernst nehmen beim Klimaschutz, gilt es, die weitere Expansion zu begrenzen. Zudem gilt es, den Straßenausbau zu beenden. Nur so lässt sich vermeiden, dass der Lkw-Verkehr weiter drastisch zunimmt. Stattdessen investiert das Verkehrsministerium die frei werdenden Mittel in die Bahn. In der Folge werden Spediteure ihre Routinen ändern.

Politische Steuerung ist immer dann gefragt, wenn sich gesellschaftliche Probleme nicht individuell lösen lassen. Hier ist Beharrlichkeit gefragt. Es braucht anhaltendes Engagement von Menschen aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft, um Veränderungen anzustoßen. Vor uns steht ein tiefgreifender gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Wandel. Es geht um konkrete Maßnahmen, nicht um ferne Ziele. Das Konzept der Ökoroutine gibt die Hoffnung nicht auf, dass geschehen kann, was geschehen muss.

Foto: lovelyday12/stock.adobe.com