Leitungswasser ist ein idealer, energiefreier Durstlöscher, der den Flüssigkeitsbedarf hervorragend decken kann. Es schneidet zudem in puncto Klimabelastung besser ab als Mineralwasser. Weitere Pluspunkte: Es ist deutlich preiswerter und direkt frei Haus verfügbar.
Für einen gesunden Flüssigkeitshaushalt gilt als Richtwert, mindestens 1,5 Liter am Tag zu trinken. Die einfachste Möglichkeit ist, Wasser aus der Leitung zu nutzen. Die Qualität von Leitungswasser ist durch die Trinkwasserverordnung streng geregelt; teilweise schreibt sie strengere Grenzwerte vor als die Mineralwasser-Verordnung. Laut Umweltbundesamt werden fast alle Qualitätsparameter zu mehr als 99 Prozent eingehalten. Lassen Sie Wasser zum Trinken immer erst einmal so lange laufen, bis es kühl aus dem Hahn kommt. Das kann bis zu 30 Sekunden dauern. Der erste Wasserschwall kann zum Blumengießen, Spülen oder Putzen genutzt werden.
Mancherorts lassen sich durch die massenhafte Nutzung von Medikamenten, Pestiziden und die sogenannten Ewigkeitschemikalie PFAS geringste Spuren einzelner Schadstoffe im Trinkwasser nachweisen. Rückstände von Medikamenten können zum Beispiel durch den menschlichen Urin oder unsachgemäße Entsorgung im Wasser landen. Alte Medikamente dürfen daher auf keinen Fall über die Toilette oder den Ausguss entsorgt werden. Denn einige Wirkstoffe wie das Schmerzmittel Diclofenac können in den Kläranlagen nur sehr schlecht abgebaut werden. Durch Arzneimittelrückstände in Gewässern lassen sich bereits jetzt negative Folgen für Tiere beobachten. Immer mehr Kläranlagen rüsten daher ihre Technik nach, um auch die kleinsten Rückstände herauszubekommen. Bislang liegen die Messwerte weit unterhalb der erlaubten Grenzwerte. Selbst ein täglicher Konsum gilt daher als unbedenklich.
Auch durch die Massentierhaltung gelangen erhebliche Mengen von Medikamenten in die Umwelt. Weniger Fleisch zu essen und auf Bio umzusteigen, ist also aktiver Trinkwasserschutz. Denn Biolandwirte arbeiten ohne Pestizide und die Tierhaltung ist auf bestimmte Flächen und Bestandsgrößen begrenzt. Rost oder Sandpartikel aus dem städtischen Rohrleitungsnetz können in den Wasserleitungen zu Lochfraß führen oder Armaturen verstopfen. Um eine gute Trinkwasserqualität zu erhalten, sollten die Siebaufsätze an den Wasserhähnen – sogenannte Perlatoren – regelmäßig abgeschraubt und gereinigt werden, am besten mit einer milden Zitronensäurelösung. In Gebäuden, die vor 1973 errichtet wurden, sind vereinzelt noch Bleirohre verlegt. Überschreiten sie den strengen Bleigrenzwert von 0,01 Milligramm pro Liter, müssen sie von den Eigentümern ausgetauscht werden.
Ein großer Vorteil von Trinkwasser: Es muss nicht verpackt werden und spart enorme Mengen an Müll. Allein im Jahr 2019 wurden rund eine Milliarde Liter Mineralwasser nach Deutschland importiert. Daher ist die Klimabelastung durch Mineralwasser in Deutschland im Durchschnitt 600-mal höher als bei Leitungswasser, trotz vieler regionaler Quellen. Selbst unterwegs kann man immer öfter auf Leitungswasser zurückgreifen. Die Initiative „Refill“ setzt sich dafür ein, dass man in Restaurants, Cafés und Bars seine Trinkflasche kostenlos auffüllen darf.
Philipp Heldt, UGBforum 5/20
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