Avocados sind lecker, liefern gesunde Fette und sind trotz des nötigen Imports beliebt. Der Avocadokern landet bei der Verarbeitung meist im Müll, obwohl er voller Nährstoffe steckt. Ob diese zukünftig in der Medizin oder Ernährungsindustrie genutzt werden können, ist Gegenstand von verschiedenen Forschungsarbeiten.
In zahlreichen Internetblogs gibt es Tipps zur Verwendung des harten und glitschigen Avocadokerns. Der Kern lässt sich relativ leicht schneiden, wenn die äußere Haut entfernt wird. Nach einer Trocknungszeit von 1-3 Tagen könne er zum Beispiel mit einer Küchenreibe fein zerkleinert werden. Dabei entsteht ein Pulver, das nussig bis bitter schmeckt und als Zusatz in Müsli, Porridge, Smoothie und Gebäck empfohlen wird. Beschrieben wird zudem das Rösten der ganzen Kerne im Backofen, die sich zermahlen als Topping für Salate und Suppen eignen sollen. Sogar als Tee sollen zerkleinerte und mit heißem Wasser überbrühte Avocadokerne genießbar sein.
Unter der festen Schale verbergen sich tatsächlich viele Nährstoffe, die derzeit intensiv erforscht werden. So stecken im Kern wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe wie phenolische Verbindungen und Antioxidanzien; er ist außerdem reich an Kalium und Ballaststoffen. Zahlreiche Forscher gehen der Frage nach, ob sich diese Inhaltsstoffe für Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente nutzen lassen. So könnte der Abfall bei der Avocadoverarbeitung genutzt werden, der vor allem in den Erzeugerländern anfällt.
Laborstudien zeigen, dass Extrakte aus den Avocadokernen cholesterinabbauende Enzyme fördern. Weitere Studien deuten auf positive Effekte bei Bluthochdruck, Entzündungen und Diabetes hin. Auch insektizide, fungizide und antimikrobielle Wirkungen sind dokumentiert. Der vermahlene Kern soll außerdem beim Abnehmen helfen. Die im Internet häufig propagierte positive Wirkung auf den Fettabbau ist jedoch nicht belegt.
Der Kern enthält allerdings von Natur aus auch Giftstoffe, die ihn gegen Mikroorganismen und Pilze schützen sollen. Einer davon ist das Persin, eine giftige Fettsäureverbindung. Für Vögel, Nagetiere, Katzen und Hunde kann der Verzehr schädlich bis tödlich sein. Für Menschen stellt die Substanz vermutlich keine Gefahr dar. Inwiefern sich der Verzehr größerer Mengen des Kerns auswirken, ist derzeit aber noch nicht hinreichend erforscht.
Avocadokerne enthalten zwar gesunde Nährstoffe, allerdings bleiben noch viele Fragen offen. Denn ob sich die positiven Gesundheitseffekte aus den In-Vitro-Studien auf den Menschen übertragen lassen, muss die Forschung noch klären. Unklar ist zudem, ob der Verzehr der gemahlenen Kerne tatsächlich unbedenklich ist. Besser ist es, sich das gesunde Fruchtfleisch schmecken zu lassen. Da Avocados vor allem aus Südamerika zu uns kommen und beim Anbau viel Wasser benötigen, sollte sich der Genuss in Maßen halten.
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