Wenn wir uns die Zukunft schwarzmalen und uns dadurch möglicherweise lähmen, nützt dies uns etwas? Nicht wirklich. Dennoch muss die Realität beachtet werden. Die USA werden durch Trumpp in den Egoismus abgleiten und ihre weltpolitische Rolle mehr und mehr aufgeben. Das birgt Kriegsgefahren weltweit.
Wie gehen wir mit der aktuellen politischen Situation um?
Egoismus äußert sich, indem man sich selbst alles, anderen nur das Notwendigste zuerkennt. Die Angelegenheiten anderer sind unwichtig, Hauptsache, dass man selbst nicht zu kurz kommt. Egoismus ist gepaart mit Rechthaberei und Anmaßung. Nur was man selbst macht, ist richtig. Gegenmeinungen und Widerspruch werden bekämpft durch Wortklauberei, Verdrehung von Tatsachen, Heuchelei und Lüge.
Egoismus ist besonders gekennzeichnet durch Misstrauen: Alle anderen wollen einem nur schaden oder suchen nur ihren Vorteil. Alle Menschen sind schlecht, sobald sie nicht so wollen, wie man selbst will. Missachtung und Geringschätzung allen Fremden gegenüber ist das Ergebnis.
Versuchen wir zumindest bei uns anzufangen, um uns nicht auch in diese Richtung zu entwickeln. Es ist doch eigentlich eine Kulturleistung des Menschen, den Egoismus zu überwinden. Gerade die Wohlhabenden in der Gesellschaft wissen, dass sie nicht aus sich selbst heraus wohlhabend wurden, sondern sie dazu die Gesellschaft benötigten. Deshalb engagieren sich viele Wohlhabende ehrenamtlich oder sie spenden an gemeinnützige Institutionen, um der Gemeinschaft etwas zurückzugeben.
Nach dem zweiten Weltkrieg haben sich unsere Großväter und Väter viele Gedanken darüber gemacht, wie man künftig Kriege in Europa vermeiden könnte. Sie kamen zum Ergebnis, dass eine Demokratie die geeignetste Form sei. Wenn nur eine Person (ein Diktator) das Sagen hat, so hat es die Geschichte gelehrt, finden zu häufig Kriege statt. – Und natürlich ist es nicht in Ordnung, wenn aktuell Diktaturen (Russland, China) europäische Demokratien unterwandern und destabilisieren.
Im Interesse aller Völker in Europa sollten wir nicht den USA nacheifern und uns in Richtung Egoismus und Diktaturen entwickeln. Wir hatten ja bereits „starke Männer“ in Europa an der Macht, mit den bekannten Folgen. Vielleicht können wir die ehemalige weltpolitische Vorbildrolle der USA übernehmen und einen weiterhin friedlichen Zusammenhalt in Europa praktizieren.
Dazu wird das Engagement jedes einzelnen Menschen in unserer Gesellschaft benötigt. Möglicherweise gibt es Ideen, wie wir bisherige demokratische Strukturen noch weiter stabilisieren und positiv weiterentwickeln können. Wenn viele Personen mitentscheiden, braucht es zwar zeitlich länger, aber es führt viel seltener zu unangenehmen Folgen. Bringen wir den Mut auf und versuchen wir das Beste aus der aktuellen Situation zu machen.
Thomas Männle, Mitglied des Vorstands des Fördervereins fair beraten e.V., 11/24, Alter: 71
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