Der Omega-3-Index ist ein Biomarker für den Gehalt an Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) in der Zellwand der roten Blutkörperchen. Er scheint geeignet, das Risiko für Herzerkrankungen zu bestimmen.
Eine gute Versorgung mit den langkettigen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) steht im Zusammenhang mit einer erhöhten Flexibilität der Zellmembranen von roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Damit einher geht ein geringeres Risiko für Herzerkrankungen. Der Omgea-3-Index gibt den prozentualen Anteil von EPA und DHA an den Gesamtfettsäuren in der Zellmembran der Erythrozyten an. Da der Gehalt in den Blutkörperchen mit dem in anderen Körperzellen korreliert, gibt der Index Auskunft über den Status an EPA und DHA im gesamten Körper.
Mit dieser Messgröße lässt sich gegebenenfalls eine unzureichende Versorgung frühzeitig erkennen. Als optimal gelten Werte zwischen 8 und 11 Prozent. Besonders bei Konzentrationen unter 4 Prozent besteht Handlungsbedarf. Auch ein Index über 16 Prozent gilt als ungünstig, da sich das Risiko für Blutungen geringfügig erhöhen kann. Untersuchungen legen nahe, dass die Versorgung von DHA und EPA in Europa nicht optimal ist. Bei über 23.000 Messungen lagen mehr als drei Viertel der untersuchten Proben unter den empfohlenen Werten.Epidemiologische Studien mit größeren Bevölkerungsgruppen zeigen, dass höhere Spiegel an EPA und DHA in der Erythrozytenmembran mit einer niedrigeren Rate an plötzlichem Herztod, an tödlichen und nicht-tödlichen Herzinfarkten, Schlaganfällen und anderen kardiovaskulären Erkrankungen sowie einer geringeren Gesamtsterblichkeit einhergehen. Neuere Interventionsstudien konnten die positiven Effekte von EPA und DHA auf die Herzgesundheit allerdings nicht bestätigen. Die besten Quellen für EPA und DHA sind fettreiche Fische wie Lachs, Makrele, angereicherte Öle oder Mikroalgenöle. Die in den pflanzlichen Lebensmitteln wie Leinöl oder Walnüssen vorkommende essenzielle Alpha-Linolensäure wird im Körper zwar zu EPA und von dort zu DHA umgewandelt, allerdings oft nicht in ausreichenden Mengen.
Durch die Nahrung lassen sich die EPA/DHA-Spiegel in den Membranen nur teilweise beeinflussen. Genetik, Alter oder Körpergewicht spielen eine Rolle, aber auch der Fettgehalt der Mahlzeit. Allerdings zeigen Studien, dass sich die Konzentrationen durch Anreicherung von Lebensmitteln oder Supplementen erhöhen lassen. Wissenschaftler:innen empfehlen den Versorgungsstatus zu ermitteln und daraus individuelle Zufuhrempfehlungen abzuleiten. Von einer pauschalen Empfehlung zur Supplementierung sind Ärztegesellschaften wieder abgerückt, auch bei Menschen mit höherem Risiko für Herzerkrankungen. Derzeit ist noch nicht abzusehen, ob sich der Omega-3-Index als Risikomarker für die Herzgesundheit in der klinischen Praxis analog der Cholesterin- oder Triglycerid-Spiegel etablieren wird.Deborah Mattes-Krause/UB, gekürzt aus UGBforum 2/22
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