Fünf Schritte zu mehr Nachhaltigkeit

Der Klimawandel und der Verlust der Biodiversität machen Veränderungen in der Gesellschaft unumgänglich. Alternative Lebensziele sind gefragt, die ein glückliches Leben ohne Steigerung des materiellen Wohlstands ermöglichen.

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Gekürzte Fassung aus UGBforum 1/21

Um einen Wandel in der Gesellschaft zu erreichen, müssen fünf Barrieren überwunden werden: das sind Information, Motivation, Planung, Umsetzung und Routinisierung.

Die Informationsbarriere bedeutet, erst einmal zu erkennen, wie groß das Problem überhaupt ist. Viele wissen mittlerweile: Es gibt da ein Klimaproblem. Aber wie groß es ist und was sie tun können, haben sie noch nicht erfasst. Damit sind wir auch schon auf der motivationalen Ebene und die ist der Knackpunkt. Die Motivation und das Gefühl: Ich kann ja doch nichts tun. Denn wie soll der Einzelne bei der Menge an teils widersprüchlichen Informationen wissen, was richtig oder falsch ist? Die Vermittlung von Handlungswissen ist entscheidend: Was kann ich selber konkret tun?

Persönliche Zielsetzung verändern

Die größte Herausforderung für einen kulturellen Wandel ist, das Nachhaltigkeitsziel in der persönlichen Zielhierarchie weiter oben zu platzieren. Wir sollten durchaus ein schlechtes Gewissen haben, wenn wir der Umwelt schaden. Man muss es nicht Flugscham nennen, aber es sollte mit negativen Emotionen verbunden sein, die Umwelt beispielsweise mit Kurztrips per Flugzeug unnötig zu belasten. Viel wichtiger ist jedoch, dass deutlich wird: Wenn ich nachhaltig lebe, kann ich meine Lebensqualität erhalten, vermutlich sogar steigern. Gesundheit, Genuss, Gemeinschaft mit anderen zu erleben, das sind alles Ziele, die man mit Nachhaltigkeit verbinden und gleichzeitig sein Wohlbefinden sichern oder erhöhen kann.

Positive Emotionen durch nachhaltiges Leben

Für mehr Nachhaltigkeit braucht es folglich positive Emotionen. Mit einer nachhaltigen Ernährungsweise können wir diese direkt erfahren. So versprechen nachhaltige Lebensmittel mehr Genuss. Regionales Gemüse und Obst schmecken besser, weil sie frischer sind und keinen weiten Weg zurücklegen müssen – gleichzeitig sind sie nachhaltiger. Die Entscheidung für regionale Lebensmittel bedeutet so, positive Erfahrungen machen zu können. Wenn wir dauerhafte Verhaltensänderungen wollen, müssen wir das planen und von allgemeinen zu konkreten Zielsetzungen kommen. Also zum Beispiel: Nächste Woche Montag fahre ich nicht mit dem Auto, sondern mit dem Bus zur Arbeit. Nur wer solche ganz konkreten Pläne für kleine Schritte im Alltag macht, hat die Chance, etwas zu verändern.

Von der Planung zur Routine

Die vierte Phase ist die Umsetzung. Dafür ist das Schaffen einer Infrastruktur ganz entscheidend, die ein anderes Verhalten unterstützt. Selbst wenn wir hoch motiviert sind, schaffen wir es nicht dauerhaft, unser Verhalten zu ändern, wenn der Aufwand dafür zu hoch ist. Die Politik muss dafür die Weichen neu stellen. Wenn eine Verhaltensänderung erstmals erfolgreich vollzogen wurde, sollte sie auch zur Routine werden. Aber in der Übergangsphase braucht man Unterstützung, eine Art Rückfallprophylaxe für den Fall, dass man in alte Verhaltensmuster zurückzufallen droht.

Viele machen die wohltuende Erfahrung, dass eine nachhaltigere Lebensweise einfach gesünder ist. Man muss bei Ernährungstrends, beim Konsum oder der Digitalisierung mit ihrer ständigen Erreichbarkeit nicht alles mitmachen. So kann der Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad und der Bahn erholsamer sein als mit dem Auto, auch wenn dafür in der Regel mehr Zeit aufgewendet werden muss. Man gewinnt mehr Lebensqualität und kann an den Menschen in der eigenen Umgebung mehr Anteil nehmen. Die Hoffnung besteht, dass immer mehr Menschen für sich erkennen und erfahren, was sie durch einen vermeintlichen Verzicht auf Konsumerlebnisse alles gewinnen können.

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