Klimaschutz mit Messer und Gabel

Die Konzentration klimaschädlicher Gase in der Erdatmosphäre ist so hoch wie nie zuvor. In Deutschland verursacht jeder Bürger allein durch seine Ernährung 1,5 Tonnen Treibhausgase im Jahr. Durch eine überwiegend pflanzliche, naturbelassene Ernährung kann diese Klimabelastung deutlich gesenkt werden. Wie das gelingt, verrät Ihnen Regina Kistermann, Beraterin im Netzwerk Gesunde Ernährung.

Pflanzliches vorn

Essen Sie mehr pflanzliche Lebensmittel und weniger tierische wie Fleisch, Wurst, Käse oder Milch. Wer nicht gleich ganz zum Vegetarier werden will, kann zunächst einmal pro Woche einen veganen Tag einführen, an dem nur Pflanzliches auf den Tisch kommt. Butter, Wurst und Käse lassen sich gut durch Brotaufstriche oder Nussmuse ersetzen. Statt Fleisch kommen Grünkernburger oder ein Auflauf auf den Tisch. Beim Anbau von Obst, Gemüse und Getreide entstehen deutlich weniger klimawirksame Gase als bei der Erzeugung tierischer Lebensmittel wie Fleisch, Milch und Eiern. Während zum Beispiel ein Kilogramm Gemüse 150 Gramm CO2-Äquivalente verursacht, sind es bei einem Kilogramm Rindfleisch stolze 13.500 Gramm. Nicht nur die Futtererzeugung, Flächenverbrauch und Umwandlungsverluste verschlechtern die Klimabilanz. Bei der Haltung von wiederkäuenden Rindern, Schafen und Ziegen kommt hinzu, dass die wesentlich schädlicheren Klimagifte Methan und Lachgas gebildet werden.

Naturbelassen ist angesagt

Mit jedem Verarbeitungsschritt eines Lebensmittels verschlechtert sich seine Energiebilanz. So sind wenig verarbeitete Vollkornprodukte nicht nur gesund, sie sind auch besser fürs Klima als aufwendig hergestellte Cornflakes oder Müsliriegel. Die Herstellung und Lagerung von Tiefkühlprodukten und konservierten Lebensmitteln benötigt in der Regel mehr Energie als die Erzeugung frischer, saisonaler Produkte. Am besten sind frische Lebensmittel aus der Region.

Klasse statt Masse

Bio-Lebensmittel schneiden in punkto Klimaverträglichkeit meist besser ab. Vor allem bei Rindfleisch, Kartoffeln und Tomaten gibt es erhebliche Unterschiede: Rindfleisch aus ökologischer Weidehaltung verursacht etwa 15 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen – bei Kartoffeln und Tomaten beträgt der Unterschied sogar fast 30 Prozent.

Kurze Wege – beim Essen und Einkaufen

Greifen Sie bevorzugt zu Lebensmitteln, die gerade Saison haben und am besten noch aus der Umgebung stammen. Im Winter sind das beispielsweise Kohlgemüse, Sauerkraut, Pilze oder Wurzelgemüse wie Sellerie und Pastinaken. Regionale Gemüse erhalten Sie in Hofläden, auf dem Bauernmarkt oder in Naturkostfachgeschäften. Flugware dagegen belastet das Klima besonders stark. Eingeflogen werden in der Regel empfindliche Südfrüchte, Spargel und Bohnen aus Übersee und frische Fischarten aus Afrika und Asien. Der Transport in die Geschäfte trägt allerdings nur zu etwa 3 Prozent zur Klimabelastung bei. Die meisten Emissionen werden auf dem Weg vom Laden nach Hause freigesetzt. Wer den Weg zum (Super-)Markt mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurücklegt oder auf dem Weg zur Arbeit einkauft, kann hier am meisten C02 einsparen.

Reste verwerten statt entsorgen

Sparen lässt sich auch durch eine gute Vorratshaltung und einen regelmäßigen Blick in den Kühlschrank. Denn wie oft lässt man wertvolle Nahrungsmittel einfach leichtfertig verderben. Fast zwei Millionen Tonnen Lebensmittel werden bei uns jedes Jahr weggeworfen. Lebensmittelabfälle belasten unser Klima vollkommen unnötig.

Stromsparen in der Küche

Einen großen Teil der persönlichen Klimabilanz machen Küchengeräte aus. Kühl- und Gefriergeräte der Effizienzklasse A+++ verbrauchen nur halb soviel Strom wie A-Geräte – besonders wenn sie an einem kühlen Ort und nicht direkt neben dem Herd stehen. Zum Kühlen reicht es völlig aus, den Kühlschrank auf 8 °C einzustellen. Beim Kochen ist es energiesparend, immer die richtige Topfgröße zu wählen, den Deckel oder den Dampfkochtopf zu nutzen und bei Elektroherden die Nachwärme auszunutzen.