Der faire Rat: Nachhaltig essen

Der aktuelle Weltklimareport hat es gerade bestätigt: Die Klimaerwärmung wird kommen und zwar stärker als angenommen, wenn wir nicht gravierende Gegenmaßnahmen ergreifen. Unsere fleischbetonte, westliche Ernährungsweise trägt erheblich zum Ausstoß von klimaschädlichen Gasen bei. Dr. Markus Keller, Leiter der Abteilung Wissenschaft und Forschung an der UGB-Akademie, zeigt auf, wie wir nachhaltiger essen können.

Vollwert-Ernährung ist nachhaltig

Die Vollwert-Ernährung bezieht neben gesundheitlichen Aspekten gleichberechtigt auch ökologische, ökonomische und soziale Auswirkungen unserer Ernährung mit ein – von Erzeugung, Verarbeitung, Verpackung, Transport und Handel bis hin zu Einkauf, Zubereitung und Verzehr sowie Abfallentsorgung. Eine nachhaltige Vollwert-Ernährung setzt ganz klar auf überwiegend pflanzliche und möglichst gering verarbeitete Lebensmittel, ökologisch erzeugt, aus regionalem Anbau, entsprechend der Jahreszeit und fair gehandelt.

Fleischkonsum schadet dem Klima

Die Vollwertpioniere haben schon vor 30 Jahren erkannt, dass besonders unser Fleischkonsum problematisch ist. Denn bei der Erzeugung von tierischen Lebensmitteln entstehen klimaschädliche Treibhausgase wie Kohlendioxid, Methan und Lachgas. Nach Einschätzung der Welternährungsorganisation (FAO) ist die weltweite Tierhaltung allein für 18 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich – das ist mehr als der gesamte Verkehr erzeugt, also alle Autos, Schiffe, Flugzeuge, Züge und Lkw weltweit zusammengerechnet. Jedes in Deutschland produzierte Kilogramm Rindfleisch belastet die Atmosphäre mit umgerechnet 14 Kilogramm Kohlendioxid (CO2), bei Hartkäse sind es etwa 9 und bei Schweinefleisch 3 Kilogramm. Pflanzliche Lebensmittel sind hingegen um ein Vielfaches klimafreundlicher: Pro Kilogramm Brot entstehen nur etwa 750 Gramm CO2, bei Kartoffeln 200 und bei Gemüse nur 150 Gramm. Wird der Konsum von Fleisch, Wurst und Milchprodukten deutlich reduziert und auf pflanzliche Lebensmittel gesetzt, lassen sich die Treibhausgase im Ernährungsbereich um etwa die Hälfte verringern.

Schlechte Wasserbilanz für Tierisches

Eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Auch unser Ernährungsverhalten trägt maßgeblich dazu bei. Neben den zwei bis drei Litern Wasser, die wir täglich trinken, wird unser persönliches Wasserkonto mit etwa 3900 Litern für die Lebensmittelerzeugung belastet. In einem Hamburger stecken beispielsweise 2400 Liter unsichtbares Wasser und für den Wasserverbrauch von einem Kilogramm Rindfleisch könnten wir ein Jahr lang täglich duschen. Der Großteil dieser gewaltigen Wassermengen stammt aus dem Anbau der Futtermittel für die Produktion von Fleisch, Milch, Käse und Eiern. Pflanzliche Lebensmittel haben eine deutlich bessere Wasserbilanz: Eine vegetarische Lebensmittelauswahl verringert den persönlichen Wasserverbrauch um mehr als ein Drittel.

Futtermittelanbau verursacht Hunger

Experten rechnen mit deutlichen Ernteverlusten durch die Klimaerwärmung. Derzeit werden etwa die Hälfte der globalen Getreideernte und rund 80 Prozent der Sojabohnen an Tiere verfüttert. Eine riesige Verschwendung, denn durch den Umweg über das Tier gehen bis zu 90 Prozent der in den Futtermitteln enthaltenen Nahrungsenergie und Proteine verloren. Der wachsende Hunger nach Fleisch und anderen tierischen Produkten in der Welt benötigt jedoch immer mehr Getreide in Form von Futtermitteln. Neben steigendem Druck auf die vorhandenen Wasserreserven wird dadurch auch der Flächenbedarf ansteigen. Das bedeutet eine weitere Abholzung von Wäldern für den Anbau von Futtermitteln und für Viehweiden. Mit weniger Fleisch auf dem Teller können wir diese Entwicklung stoppen und dafür sorgen, dass auch bei sinkenden Ernten genügend Nahrung für alle Menschen zur Verfügung steht.

Ökologisches und regionales bevorzugen

Ökologisch erzeugte Lebensmittel sind wesentlich umweltschonender als herkömmliche und sparen zudem Energie ein: So verbraucht ein Biobauer für die Bewirtschaftung von einem Hektar Land nur 6,8 Gigajoule, während sein konventioneller Kollege 19,4 Gigajoule aufwenden muss. Auch bei den Treibhausgasen schneiden Ökobetriebe im Schnitt besser ab. Stammen die Lebensmittel aus der Region, sinkt die Umweltbelastung nochmals. Regionale Ware verursacht etwa zwei Drittel weniger Treibhausgase als Ware aus der EU, die mit dem Laster transportiert wird. Flugware belastet das Klima besonders stark. Wer sich klimafreundlich ernähren möchte, sollte eingeflogene Papayas, tropisches Gemüse, grüne Bohnen, Spargel und Erdbeeren aus Asien, Afrika und Südamerika im Regal liegen lassen.
Auch unser tagtäglicher Einkauf trägt erheblich zur Belastung bei. Jede Einkaufsfahrt mit dem Auto verschlechtert die Klimabilanz erheblich. Wer mit dem Fahrrad zum Bioladen radelt, schont nicht nur das Klima, sondern tut auch seiner Gesundheit etwas Gutes.

Foto: Günter Havlena/pixelio.de