Multiresistente Keime durch Gülle?

Mit Antibiotika belastete Gülle schadet den Bodenbakterien und kann die Häufigkeit von Antibiotikaresistenzen erhöhen. Zu dieser Einschätzung gelangen Wissenschaftler des staatlichen Julius Kühn-Instituts anhand aktueller Forschungen. Der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast könne somit die menschliche Gesundheit gefährden, warnen die Forscher.

Gülle schadet Bodenbakterien

In der landwirtschaftlichen Tierhaltung werden Antibiotika regelmäßig an Schweine, Kühe und Hühner verabreicht. Im Jahr 2012 wurden von Tierärzten rund 1.600 Tonnen verschrieben. Bis zu 90 Prozent der Bakterien abtötenden Medikamente werden von den Tieren wieder ausgeschieden und gelangen über die Gülle auf landwirtschaftliche Flächen. Dadurch können die Bakterien im Boden zumindest kurzfristig geschädigt werden und sich vermehrt Keime bilden, die gegen Antibiotika resistent sind.

Übertragung auf den Menschen

Bestimmte antibiotische Verbindungen wie Tetracycline oder Fluoroquinolone verbleiben sogar über Monate und Jahre im Boden und setzen kontinuierlich geringe Konzentrationen der schädlichen Wirkstoffe frei. Dies kann zur Entstehung von multiresistenten Keimen beitragen, gegen die kein Antibiotika mehr hilft. Da der Mensch im permanenten Kontakt mit den Bakterien seiner Umwelt steht, können sich die Resistenzgene der Bodenbakterien auch auf Bakterien übertragen, die auf oder im Menschen vorkommen. Dies kann zu erheblichen gesundheitlichen Probleme führen, weil schwere, bakterielle Erkrankungen dann nicht mehr bekämpft werden können. Die Wissenschaftler fordern weitere Forschungen, um Risiken vor allem für die menschliche Gesundheit genauer abschätzen zu können.

Foto: TM.Müller/pixelio.de