Der faire Rat: Mediterran kochen

Die ältesten Einwohner Europas leben auf Sardinien. Auch auf Kreta finden sich überdurchschnittliche viele Hundertjährige. Beide Inseln liegen im Mittelmeer, wo eine einfache, aber ausgewogene Kost mit reichlich Gemüse, Obst, Fisch und Olivenöl Tradition hat. Reingard Kneise, Beraterin im Netzwerk Gesunde Ernährung, weiß, warum die ursprüngliche mediterrane Küche so gesund und lecker ist.

Reingard Kneise

Gemüse trifft Olivenöl

Berge von frisch geernteten Tomaten, Auberginen, Zucchini, Zwiebeln und Knoblauch verlocken auf den südlichen Märkten zum Zugreifen. Die sonnenverwöhnten Gemüse sind das Herzstück der mediterranen Küche. Kombiniert werden sie häufig mit Hülsenfrüchten wie Linsen oder Bohnen und als deftige Suppen und Eintöpfe serviert. Thymian, Rosmarin, Salbei und andere frische mediterrane Kräuter sorgen für das typische Mittelmeer-Aroma. Getreide wird bevorzugt als Brot gegessen, aber auch Polenta, Nudeln und Reis sind beliebt. Obst gibt es als Nachtisch oder als Snack zwischendurch.

Fleisch, Eier sowie Joghurt und Käse gehören ebenfalls dazu, werden aber nicht in großen Mengen gegessen. Eine größere Rolle spielt dagegen Fisch; vor allem die im Mittelmeer heimischen Makrelen, Sardinen und Sardellen sind bei Südeuropäern beliebt. Sie enthalten besonders viele Omega-3-Fettsäuren. Und immer dazu gehört natürlich das vor Ort produzierte Olivenöl. Ein wichtiger Vorteil ist möglicherweise auch, dass traditionell viel selbst gekocht wird und Fertigprodukte, Frittiertes oder Süßigkeiten kaum Platz haben.

Fürs Herz gesund

Die hohe Lebenserwartung einiger Südeuropäer machte auch die Forscher neugierig. Sie schauten sich die gesundheitliche Situation genauer an und fanden heraus, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose, aber auch Diabetes Typ II sowie einige Krebserkrankungen vor allem in ländlich geprägten Gebieten deutlich seltener auftraten.

Eine Erklärung dafür sehen die Experten in den traditionellen Ernährungsgewohnheiten der Mittelmeerbewohner. Die Kreter beispielsweise essen zwar nicht besonders fettarm, der Verzehr von Olivenöl, Oliven, Nüssen und Samen gewährleistet jedoch eine ausgeglichene Aufnahme an Fettsäuren und liefert gleichzeitig fettlösliches Vitamin E, das für seine antioxidative Wirkung bekannt ist. Gemüse und Hülsenfrüchte sind gute Ballaststoffquellen und stecken voller wertvoller Vitamine und Mineralstoffe. Nicht zuletzt enthalten sie die verschiedensten gesundheitsfördernden Pflanzenstoffe. Die besonders an der Küste beliebten Fisch- und Meeresfruchtgerichte sorgen ebenso wie Nüsse für eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren. Heute weiß man, dass die mediterrane Ernährung insgesamt einen guten antioxidativen Schutz bietet und so vor zahlreichen Erkrankungen schützt.

Regionales vorn

Auffallend an der Mittelmeerküche ist, dass vor allem regionale Produkte bevorzugt werden. Dadurch kommt Gemüse und Obst voll ausgereift auf den Tisch und muss nicht erst über weite Strecken transportiert werden. Auf unsere Breiten übertragen bedeutet das, dass wir nicht unbedingt zu mediterranen Zutaten greifen müssen, sondern uns mehr an Produkte halten sollten, die hierzulande frisch auf den Markt kommen. Heimische Blattgemüse wie Spinat oder Mangold, Wurzeln wie Möhren, Pastinaken und Kohlgemüse gehören auf jeden Fall dazu. Statt Olivenöl kann öfter auch einmal heimisches Rapsöl verwendet werden, das ebenfalls günstige Fettsäuren liefert. Zu den wertvollen heimischen Fischen zählt der Hering. Wer dann noch oft selbst kocht und Fertigprodukte meidet, kann mit hiesigen Zutaten eine gesunde, mitteleuropäische Kost auf den Tisch bringen.

Appetit bekommen? Dann besuchen Sie doch einmal einen Kochkurs zur mediterranen Ernährung. Angebote finden Sie unter: "Gesunde Ernährung"