Nanopartikel in Lebensmitteln

Sie stecken in Kaugummis, Instant-Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln. Nanopartikel verleihen Produkten besondere Eigenschaften. Wie gefährlich die winzigen Teilchen für Gesundheit und Umwelt sind, können Forscher bislang kaum abschätzen.

Was sind Nanoteilchen und wo sind sie zu finden?

Nanopartikel sind Stoffe, deren Größe 100 Nanometer oder weniger beträgt. Damit sind sie etwa 50.000 Mal kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haares. Die winzige Größe beeinflusst ihr Verhalten, wie zum Beispiel die Farbe, Festigkeit und Leitfähigkeit und sie wirken chemisch und physikalisch stärker als größere Partikel des gleichen Stoffes. Das macht sie besonders interessant für die Industrie, weshalb ihr Einsatz in den verschiedensten Bereichen von Medizin über Lebensmittel bis zu Kosmetik in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat.

Die Lebensmittelindustrie setzt beispielsweise Siliziumdioxid in Nanogröße als Rieselhilfe in Salz, Instantsuppen oder Kaffeeweißer ein, damit sie nicht verklumpen. Titandioxid- und Zinkoxidpartikel sind als Lebensmittelzusatz zum Bleichen oder Haltbarmachen verbreitet. In Kosmetika kommt Titandioxid in Nanogröße als UV-Filter zum Einsatz. In Textilien und Sprays soll antibakteriell wirkendes Nano-Silber Schweißgeruch verhindern. Auch Lebensmittelverpackungen, Küchenartikel, Nahrungsergänzungsmittel und Agrochemikalien enthalten Nanopartikel.

Sind Nanomaterialien für Mensch und Umwelt gefährlich?

Produkte, in denen die Nanomaterialien fest eingearbeitet sind, wie in Autolacken oder Wandfarben, sind nach bisherigen Erkenntnissen gesundheitlich unbedenklich. Eine Gefahr geht grundsätzlich eher von Produkten aus, die freie Nanopartikel enthalten, wie Pflege- und Reinigungssprays oder Textilien.

Nanopartikel können über die Atemwege aufgenommen werden und in die Lunge gelangen. Auch aus Nahrungsmitteln können Nanopartikel vom Magen-Darm-Trakt ins Blut- und Lymphsystem übergehen und aufgrund ihrer geringen Größe in Zellen und Organe eindringen. Sogar Barrieren wie die Blut-Hirn-Schranke können sie überwinden. Bisher liegen nur wenige Daten über die Belastung von Nanoteilchen vor. Zudem können nicht alle über einen Kamm geschert werden. Es gibt einige Ergebnisse aus Tierversuchen, die zeigen, dass bestimmte Nanomaterialien giftig wirken können: In Laborversuchen verursachten diese Schädigungen am Erbgut, Organschäden und Entzündungen, die möglicherweise zu Tumoren führen. Zudem ist ungeklärt, inwieweit sich die Stoffe im Körper anreichern oder ob Langzeitschäden zu erwarten sind. Auch Folgen für die Umwelt sind bislang kaum erforscht, wenn zum Beispiel Silberpartikel aus Textilien beim Waschen ins Abwasser gelangen. Einige Nanoteilchen können offenbar Pflanzen und Wasserorganismen schädigen.

Seit 2014 müssen Hersteller Nanomaterialien unter anderem bei Lebensmitteln, Kosmetik und Bioziden auf der Verpackung aufführen. Der Begriff „Nano“ muss in Klammern hinter der Zutat stehen. Trotzdem gebe es laut dem Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) noch viele Schlupflöcher, so dass Lebensmittel mit Nanomaterialien weiterhin ohne Kennzeichnung bleiben. Deshalb fordern die Umweltschützer das Einschreiten vom Gesetzgeber. So sollten Risiken von Nanoprodukten gründlich untersucht und ausgeschlossen werden, bevor sie in den Handel kommen. Zudem verlangt der BUND eine flächendeckende Deklaration für alle Produktgruppen. FH

Quelle: BUND

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