Stille Entzündungen: Bewegen beugt vor

Bewegungsmangel begünstigt stille Entzündungen, die im Körper oft unbemerkt bleiben. Körperliche Aktivität nimmt dagegen auf viele Faktoren einer stillen Entzündung positiven Einfluss.

Ein wesentlicher Faktor für die Entstehung stiller Entzündungen ist Übergewicht und der dadurch erhöhte Körperfettanteil. Besonders problematisch ist das Bauchfett. Es liegt tief im Bauchraum zwischen den Muskeln und um die Organe. Es setzt entzündlich wirkende Signalstoffe frei, die im ganzen Körper verteilen. An dieser Stelle kann Bewegung indirekt entzündungshemmend wirken. Denn körperliche Aktivität fördert den Energieverbrauch und hilft, das Bauchfett zu reduzieren. Außerdem bauen sich beim Sport Muskeln auf, die auch in Ruhe Energie verbrauchen. So erhöht sich der Gesamtumsatz des Stoffwechsels und das Risiko für Übergewicht sinkt.

Zusätzlich werden bei körperlicher Aktivität Botenstoffe freigesetzt, die entzündliche Prozesse im Körper hemmen. Auch andere Stoffwechselsysteme, werden durch Bewegung positiv beeinflusst, so zum Beispiel der Energiestoffwechsel, die Insulinsensitivität und das Immunsystem. Last but not least fördert Bewegung auch die Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten über Lungen, Haut, die Nieren und den Darm.

Wirksam gegen Stress

Gegen Stress helfen Sport und bereits Alltagsbewegungen auf mehrfache Weise. Zum einen werden durch körperliche Aktivität Signalstoffe wie Serotonin und Endorphine freigesetzt und der Blutzuckerspiegel normalisiert. Das hemmt die Ausschüttung von entzündungsfördernden Botenstoffen. Zudem ermüdet der Körper durch den Sport muskulär und kommt dadurch besser zur Ruhe. Auch langfristig hat Bewegung positiven Einfluss: Die Reaktionen eines neuen Stressreizes fallen weniger heftig aus, weil der Organismus stabiler darauf reagiert.

Bewegung in den Alltag bringen

Die Freude an Bewegung sollte immer im Vordergrund stehen. Es gilt sich zu fordern, aber nicht zu überfordern. Wer in seinem Alltag kaum Bewegung hat, weil er eine sitzende Tätigkeit ausübt, die meisten Strecken mit dem Auto zurücklegt und die Abende zur Entspannung auf der Couch verbringt, fordert seine Stoffwechselsysteme und auch seinen Bewegungsapparat zu wenig. Kommt zur schwachen körperlichen Basis noch chronischer Stress hinzu, ist ein plötzliches, hochintensives Training nicht für einen Ausgleich geeignet. Im Gegenteil – der zusätzliche oxidative Stress würde hier für eine Überforderung sorgen und damit eine stille Entzündung sogar fördern. Durch ungewohnte Belastungen entstehen Mikroverletzungen in den kleinsten Einheiten des Muskels. Das Immunsystem löst eine Entzündung aus, die zu einer kleinen Schwellung führen kann, die sofort von Rezeptoren im umliegenden Gewebe wahrgenommen wird. Das Gehirn reagiert mit Schmerz.

Mit moderatem Training einsteigen

Für Untrainierte ist es besser, erst einmal die Alltagsbewegung zu erhöhen: So viele Wege wie möglich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen, die Treppe nehmen und sitzende Tätigkeiten zumindest durch kurze Bewegungseinheiten unterbrechen. Wer mag, kann nach Feierabend Musik auflegen und eine Viertelstunde tanzen oder in der tiefen Kniebeuge Zähneputzen – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Jeder Schritt zählt! Zusätzlich ist ein moderates sportliches Training sinnvoll. Es empfiehlt sich, von Anfang an sowohl Ausdauer als auch Kraft und Beweglichkeit zu trainieren. Ausdauersport wie Wandern, Joggen, Schwimmen oder Skilanglauf fördert vor allem die Ausschüttung von Endorphinen und trainieren das Herz-Kreislauf-System. Ein funktionelles Kraft- und Beweglichkeitstraining wirkt vor allem auf den Bewegungsapparat. Dadurch lockern sich auch Anspannungen in der Muskulatur und Faszien bleiben flexibel.

Wir können uns aber auch das Prinzip der Gewohnheiten zu Nutze machen und nach und nach kleine Bewegungseinheiten in den Alltag integrieren: zum Beispiel jeden Tag nach dem Mittagessen einen 15-minütigen Spaziergang machen oder morgens zwischen Frühstück und Zähneputzen 10 Minuten Gymnastik einplanen. Wer mit ein wenig Anfangsdisziplin den ersten Schritt macht und sich mehr bewegt, wird schnell merkliche Erfolge erzielen und eine psychische und physische Kettenreaktion auslösen. Dann haben auch stille Entzündungen im Körper schlechte Karten.

Foto: dusanpetkovic1/Stock.Adobe.com