Ist Bio-Palmöl nachhaltig?

Palmöl findet sich auch in Bioprodukten. Wirklich nachhaltig ist dieses Angebot jedoch nur, wenn das Biosiegel um weitere Nachhaltigkeitslabel ergänzt wird.

Der Anbau der Ölpalmen ist oft mit der Rodung von tropischem Regenwald, dem Verlust an biologischer Vielfalt und der Vertreibung der indigenen Bevölkerung verbunden. Auch der reichliche Pestizideinsatz im konventionellen Anbau und die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen sowie die langen Transportwege stehen in der Kritik. Doch Ölpalmen sind sehr ertragreich. Sie benötigen 2,5 bis 5-mal weniger Land als jede andere Ölpflanze, um die gleiche Menge an Öl zu produzieren.

In Brotaufstrichen und Schokocremes sorgt Palmöl aufgrund seines einzigartigen Schmelzpunktes für eine cremige Konsistenz, die andere Fette nicht erzielen können. Außerdem ist es geschmacksneutral und im Einkauf besonders günstig. Daher verzichten auch Biohersteller für ihre Produkte nicht vollständig auf Palmöl. Die Geschmacksneutralität des Palmöls trägt allerdings auch zu einem höheren Verzehr des Fettes und der darauf hergestellten Produkte bei, denn eine Geschmacksgrenze fehlt.

Um zu klären, inwieweit biozertifiziertes Palmöl zu einer besseren Umwelt- und Sozialverträglichkeit beiträgt, hat das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in der Schweiz verschiedene biologische und konventionelle Palmölproduzenten in Afrika und Südamerika verglichen. Dazu bewerteten die Experten acht unterschiedlich produzierende Unternehmen unter anderem in Bezug auf Landnutzung, Ölqualität, soziale Effekte und ökologische Auswirkungen. Nur biozertifizierte Unternehmen, die ebenfalls Fair-Trade- oder RSPO-zertifiziert sind, schneiden in allen vier Nachhaltigkeitsbereichen Landnutzung, Ölqualität, soziale Effekte und ökologische Auswirkungen gut ab. Der RSPO-Standard (Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl) stellt dabei für Bioprodukte einen wichtigen Mehrwert dar: Er hilft, Kriterien wie soziale Verantwortung und Transparenz zu steigern, während die Biozertifizierung die ökologischen Auswirkungen verbessert.

Um das RSPO-Siegel zu nutzen, müssen Unternehmen zahlreiche Nachhaltigkeitskritierien erfüllen. Das Siegel steht wegen zu lascher Vorgaben jedoch schon länger in der Kritik. Im Jahr 2016 entstand auf Initiative des Biounternehmens Rapunzel die „Legauer Erklärung: Palmöl, aber richtig!“ mit 44 Unterzeichnern. Sie verpflichten sich unter anderem dazu, keine Monokulturen anzubauen, auf Rodung von Primärwald zu verzichten und soziale Vorgaben zu berücksichtigen.

Bio-Palmöl ist ohne Frage umweltverträglicher als sein konventionelles Pendant. Ob ein Produkt, das erst tausende Kilometer zurücklegen muss, jedoch wirklich nachhaltig sein kann, bleibt fraglich. Für die Wissenschaftler des FiBL ist jedoch klar, dass biologisch erzeugtes Palmöl einen wichtigen Beitrag in der nachhaltigen Entwicklung von ländlichen Regionen in den Tropen leisten kann.

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