Soulfood: Essen für die Seele

Essen, das glücklich macht – für jeden bedeutet das etwas anderes: Für den einen ist es vielleicht ein leichtes Gericht mit viel Gemüse, für den anderen sind es deftige Ofengerichte oder ein Schokokuchen. Doch was braucht es eigentlich, um unser Gemüt aufzuhellen? Gibt es überhaupt Soulfood, das uns glücklich macht?

Seinen Ursprung hat der Trendbegriff aus einer dunklen Zeit der Geschichte. Die Bezeichnung Soul Food stand ursprünglich für die traditionelle afroamerikanische Küche aus den Südstaaten der USA. Unbeliebte Lebensmittelteile, magere Fleischreste, Mais, Weizen, Reis und Kartoffeln landeten auf den Tellern der Soulküche. Zudem enthielt diese Art von Soul Food viel Fett und Zucker. Diese Küche des Mangels reichte dazu aus, den Hunger zu stillen und so die sonst eher gebeutelte Seele der Sklaven zu nähren.

Geschmack weckt Glücksgefühle

Was früher als einfaches und sättigendes Essen galt, ist längst nicht mehr aktueller Gegenstand des Begriffs. Soulfood scheint inzwischen vor allem Wellness für Magen, Herz und Seele zu sein. Doch was machen Gerichte eigentlich zu „Seelenessen“? Die seelenwärmende Wirkung kommt dabei vor allem auf die individuellen Bedürfnisse, das Umfeld und Faktoren wie das Genusserlebnis, Erinnerungen sowie die Art und Weise des Verzehrs an.

Besonders der Geschmack spielt eine wichtige Rolle dabei, ob uns eine Mahlzeit glücklich macht oder nicht. Dabei muss es nicht immer ein raffiniert zubereitetes Gourmetmenü sein. Auch die einfachste Mahlzeit kann die pure Freude am guten Geschmack auslösen. Für viele ist dabei ausschlaggebend, mit welchen Geschmäckern sie in ihrer Kindheit aufgewachsen sind. Bereits die Erinnerung an emotionale Geborgenheit, die altbekannte Gerichte auslösen, trägt zu einer glücklichen Gefühlslage bei.

Auch die Hormone spielen mit

Auf hormoneller Ebene ist unter anderem der Neurotransmitter Serotonin für die Steuerung unseres Gemütszustandes verantwortlich. In höheren Konzentrationen kann der Botenstoff die Stimmungslage positiv beeinflussen. Die essenzielle Aminosäure Tryptophan dient als Baustein für den Glückstransmitter und kann im Gegensatz zu Serotonin über die Nahrung vom Gehirn aufgenommen werden. Mit einer Zufuhr von tryptophanhaltigen Lebensmitteln wie Parmesankäse, Sojabohnen, Cashewkernen, Edamer, Erdnüssen oder Thunfisch können wir so die Serotoninkonzentration steigern. Allerdings bremsen andere Aminosäuren die Aufnahme von Tryptophan ins Gehirn, so dass die Nahrung insgesamt proteinärmer sein muss, um die Serotoninkonzentration tatsächlich steigern zu können.

Auch Salz, Zucker und Fett gelten als Glücksnährstoffe, weil es sich bei ihnen um überlebenswichtige Grundnährstoffe handelt. Daher stimuliert ihre Aufnahme das Belohnungssystem im Gehirn. Als beliebte Zusätze in Fertiglebensmitteln und stark verarbeiteten Produkten gaukeln sie uns allerdings ein falsches Glücksgefühl vor. Das wird besonders dann zum Problem, wenn Menschen sich dauerhaft von Tiefkühlpizza, Fertiglasagne und gezuckerten Süßspeisen ernähren. Denn gerade diese Lebensmittel bewirken, dass in unserem Gehirn das Belohnungssystem verrückt spielt und so frische Lebensmittel nicht mehr als schmackhaft empfunden werden.

Auch wenn bestimmte Inhaltsstoffe unsere Gemütslage beeinflussen, spielt der Genuss wohl eine ausschlaggebendere Rolle, wenn es um Essen für die Seele geht. Genuss löst Gefühle von Wohlbehagen, Geborgenheit und Ruhe aus und trägt so zu einem gesteigerten Glücksempfinden bei. Im Alltag ist das oft nicht so möglich. Mit ein bisschen Achtsamkeit lässt sich jedoch Ruhe in den Essalltag bringen. Dazu gehört beispielsweise eine angenehme Atmosphäre bei den Mahlzeiten zu schaffen, sich bewusst Zeit zu nehmen für Genuss, aber auch das liebevolle Zubereiten und Anrichten der Speisen.

Ein universelles Rezept für Essen, das glücklich macht, gibt es nicht. Vielmehr kommt es darauf an in sich hineinzuspüren, Vorlieben und Prägungen bewusst wahrzunehmen. Ein Aspekt, der auch in der Ernährungsberatung wichtig ist.

Katharina Lückel

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