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Jugend und Sucht - Prävention zeigt Erfolg

Jugendliche, die allabendlich mit Bierflasche durch die Gegend laufen, und immer mehr Shisha-Cafes prägen das Bild vom Suchtmittelkonsum der Heranwachsenden. Doch der Eindruck täuscht. Die heutige Jugend trinkt und raucht immer weniger. Eine Entwarnung ist dennoch verfrüht.

Jugend Suchtverhalten

Was den Konsum von Suchtmitteln betrifft, hat sich das Gesundheitsbewusstsein von Jugendlichen in Deutschland in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich verbessert. Das zeigt die Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die seit 1973 in regelmäßigen Abständen durchgeführt wird und das zentrale Instrument zur Erfassung von Trends im Suchtmittelkonsum junger Menschen in Deutschland darstellt. Für die letzte Drogenaffinitätsstudie wurden 7004 Personen im Alter von 12 bis 25 Jahren im Zeitraum von März bis Juni 2015 befragt. Die Studienergebnisse belegen, dass der langfristige Trend im regelmäßigen Suchtmittelkonsum rückläufig ist. Ganz entspannt hat sich die Situation aber noch nicht. Dies wird vor allem dann deutlich, wenn man die einzelnen Suchtstoffe getrennt betrachtet.

Alkohol: Suchtmittel Nr. 1

Alkohol ist das am weitesten verbreitete Suchtmittel in Deutschland – sowohl bei Erwachsenen als auch bei Jugendlichen. Regelmäßiger Alkoholkonsum, das heißt mindestens einmal pro Woche, nimmt unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen dagegen weiterhin kontinuierlich ab. Von den 12- bis 17-Jährigen geben aktuell zehn Prozent und von den 18- bis 25-Jährigen ein Drittel an, dass sie regelmäßig Alkohol trinken. 2005 waren es in der jüngeren Altersgruppe noch 18,6 Prozent, bei den Älteren 40,5 Prozent.
Besorgniserregend stuft Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA, allerdings die noch immer hohe Zahl junger Menschen ein, die Rauschtrinken praktizieren. Darunter versteht man den Konsum von mindestens fünf alkoholischen Getränken bei einer Trinkgelegenheit. Obwohl die Verbreitung des Rauschtrinkens teilweise zurückgeht, ist sie insgesamt immer noch hoch: 15,9 Prozent der männlichen und 12,5 Prozent der weiblichen Jugendlichen geben an, dass sie sich mindestens einmal im Monat in einen Rausch trinken, bei den 18- bis 25-Jährigen sind es 44,6 Prozent der Männer und 32,9 Prozent der Frauen.

Vorbilder gefragt

Noch immer werden das Suchtpotenzial und die mit Alkoholkonsum verbundenen gesundheitlichen und sozialen Risiken in der Gesellschaft unterschätzt. In Deutschland ist Alkohol ein fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Mit fast zehn Litern reinem Alkohol pro Kopf wird hierzulande jedes Jahr fast doppelt so viel Alkohol getrunken wie in vielen anderen europäischen Ländern. Damit zählt Alkohol zur Volksdroge Nummer Eins mit hohem Abhängigkeitspotenzial und zum Teil verhängnisvollen Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Etwa 13,1 Prozent der Frauen und 18,5 Prozent der Männer zwischen 18 und 79 Jahren haben laut der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) Alkoholprobleme, das heißt, sie trinken Alkohol in gesundheitlich riskanten Mengen. Eine aktuelle Befragung der Krankenkasse DAK ergab, dass Zwölfjährige, deren Eltern regelmäßig Alkohol trinken, als Erwachsene ein dreimal höherer Risiko für das Rauschtrinken haben als Kinder aus Familien ohne Alkoholkonsum. Das heißt, die Vorbildfunktion der Eltern muss gestärkt werden.

Rauchen: zunehmend out

Nachdem die Raucherquote bei den 12- bis 17-Jährigen schon seit längerem mit 7,8 Prozent auf historisch niedrigem Niveau liegt, ist das Rauchen auch bei den 18- bis 25-Jährigen deutlich rückläufig. Aktuell raucht etwas mehr als jeder Vierte. Auffällig ist der große Unterschied im Rauchverhalten je nach sozialer Herkunft. So rauchen Gymnasisten sowie Studierende deutlich weniger als andere Gruppen. Zum 1. Mai 2016 wurden verpflichtende Bildwarnhinweise auf Zigarettenpackungen eingeführt. Davon verspricht sich die Regierung einen weiteren Rückgang. Marlene Mortler, Drogenbeauftragte der Bundesregierung, fordert zudem ein Verbot der Tabakaußenwerbung. Denn die Wissenschaft zeige, dass Tabakwerbeplakate gerade junge Menschen ansprechen. Der Anteil der Jugendlichen, die Wasserpfeifen, E-Zigaretten und E-Shishas ausprobieren, geht ebenfalls zurück. 2015 hatte etwa ein Viertel schon einmal Wasserpfeife geraucht, 2008 waren es noch fast 40 Prozent.

Soziale Normen verändern sich

Besorgniserregend ist auch die seit einigen Jahren stetig steigende Zahl an Alkoholvergiftungen, die einen stationären Krankenhausaufenthalt erforderlich machen – das sogenannte Komasaufen. Im Jahr 2009 wurden insgesamt 26.428 Fälle im Alter von 10 bis 20 Jahren registriert. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es noch 9514. Ein bis zu sechsfach erhöhtes Risiko, eine Alkoholsucht zu entwickeln, haben Kinder und Jugendliche, die zeitweise oder während der gesamten Kindheit und Jugend in einer Familie leben, die von der Alkoholstörung mindestens eines Elternteils betroffen ist. Insgesamt sind das in Deutschland etwa 2,65 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter bis 18 Jahre.

Cannabis: Konsum steigt

Bei den illegalen Drogen ist Can­nabis nach wie vor die mit Abstand am meisten konsumierte Substanz. 9,7 Prozent der 12- bis 17-Jährigen erklären, schon einmal im Leben Cannabis konsumiert zu haben. Bei den 18- bis 25-Jährigen ist es über ein Drittel; bei ihnen hat die regelmäßige Nutzung seit 2011 zugenommen. Die Zahl junger Erwachsenen, die in ihrem Leben schon einmal andere illegale Suchtmittel konsumiert haben, ist weitaus niedriger: sie liegt bei Ecstasy und Amphetaminen (z. B. Speed) bei je 4 Prozent, für Kokain bei 2,9 Prozent sowie bei den neuen psychoaktiven Substanzen, den sogenannte „Legal Highs“ bei 2,2 Prozent. Im Rahmen der Befragung wurde erstmals auch der Konsum von Crystal Meth erfragt. Hier geben 0,6 Prozent der 18- bis 25-Jährigen an, die Substanz schon einmal in ihrem Leben konsumiert zu haben.

Aufgabe der Gesellschaft

Um Drogenmissbrauch und Sucht­entwicklungen zu verhindern, reichen isolierte Präventionsmaßnahmen allein nicht aus. Mehr und mehr wird deshalb Suchtprävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachtet, bei deren Bewältigung das Zusammenspiel unterschiedlicher Akteure auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene eine entscheidende Rolle spielt. Die BZgA als die Präventionsbehörde in Deutschland übernimmt dabei eine wichtige Funktion, indem sie Aufklärungs- und Informationskampagnen zur Suchtprävention entwickelt und sich gleichermaßen an junge Menschen und Erwachsene richtet. Denn nur wenn möglichst alle gesellschaftlichen Gruppen angesprochen werden, können Präventionsmaßnahmen auf fruchtbaren Boden fallen.

Prävention als gesellschaftliche Aufgabe

Um Drogenmissbrauch und Suchtentwicklungen zu verhindern, reichen isolierte Präventionsmaßnahmen allein nicht aus. Mehr und mehr wird deshalb Suchtprävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachtet, bei deren Bewältigung das Zusammenspiel unterschiedlicher Akteure eine entscheidende Rolle spielt. Die BZgA als die Präventionsbehörde in Deutschland übernimmt dabei eine wichtige Funktion, indem sie Aufklärungs- und Informationskampagnen zur Suchtprävention entwickelt und sich gleichermaßen an junge Menschen und Erwachsene richtet. Denn nur wenn möglichst alle gesellschaftlichen Gruppen angesprochen werden, können Präventionsmaßnahmen auf fruchtbaren Boden fallen.

Weitere Infos rund um Suchtprävention:


Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung,
Maarweg 149-161, D-50825 Köln,
Tel.: 0221/8992-0
E-Mail: poststelle@bzga.de

Quelle: "Jugend und Sucht - Prävention zeigt Erfolg" UGB-Forum spezial "Jugend is(s)t anders", S. 40-41
Foto: M. Zapf/pixelio.de