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Müssen Säuglinge für eine ausreichende Eisenversorgung fleischhaltige Beikost erhalten?

Nach vier bis sechs Lebensmonaten sind die Eisenreserven des Säuglings in der Regel erschöpft und er muss über die Beikost mit Eisen versorgt werden. Ob der Brei allerdings Fleisch enthalten muss oder ob auch eine fleischfreie Beikost ausreicht, wird kontrovers diskutiert.

Eisen ist im Säuglingsalter ein wichtiger Nährstoff unter anderem für die Bildung von Blut und Muskeln. Damit der Säugling von Anfang an gut mit dem Mineralstoff versorgt ist, bringt er bei der Geburt bereits eine Eisenreserve mit. Zusätzlich erhält er über die Muttermilch oder eine Säuglingsanfangsnahrung Eisen. Nach vier bis sechs Monaten sind die Eisenreserven in der Regel erschöpft. Wie lange die Speicher im Einzelfall ausreichen, hängt auch vom Eisenstatus der Mutter vor und während der Schwangerschaft, dem Geburtsgewicht und -alter sowie dem Zeitpunkt der Abnabelung ab. Wenn die Eisenspeicher des Säuglings verbraucht sind, reichen Muttermilch bzw. Säuglingsanfangsnahrung als alleinige Eisenquelle nicht mehr aus. Jetzt muss der größte Teil der Eisenversorgung über die Beikost erfolgen. Nach dem vierten Lebensmonat benötigen Säuglinge schätzungsweise täglich 1 Milligramm resorbiertes Eisen. Da der Mineralstoff aus Lebensmitteln nur schlecht aufgenommen wird und der Bedarf individuell leicht schwankt, empfehlen die D-A-CH-Referenzwerte für 4- bis 12-monatige Säuglinge eine Eisenaufnahme von 8 Milligramm pro Tag.

Nach den offiziellen Empfehlungen zur Beikost soll ein Säugling ab dem fünften bis siebten Lebensmonat fünfmal pro Woche einen fleischhaltigen Kartoffel-Gemüse-Brei bekommen. 20 Gramm Fleisch pro Portion sollen die Eisenversorgung sichern. 20 Gramm Rindfleisch enthalten 0,4 und 20 Gramm Pute etwa 0,3 Milligramm Eisen. Rechnet man 2 fleischfreie Getreidebreie mit Weizen sowie 200 bis 500 Milliliter Muttermilch hinzu, ergibt sich eine Eisenzufuhr von etwa 4 Milligramm Eisen pro Tag.
Wollen Eltern ihre Kinder ohne Fleisch großziehen, empfiehlt die Vollwert-Ernährung, eisenreiche Getreide- und Gemüsearten wie Hirse, Hafer, Fenchel, Schwarzwurzel und Brokkoli einzusetzen. Bei drei vegetarischen Breimahlzeiten mit zweimal Hirse und einmal Hafer plus 200 bis 500 Milliliter Muttermilch kommen etwas mehr als 7 Milligramm Eisen pro Tag zusammen. Rein rechnerisch kann also mit einer vegetarischen Ernährungsweise sogar eine höhere Zufuhrmenge an Eisen erreicht werden. Allerdings beträgt die Resorption aus pflanzlichen Lebensmitteln nur 3 bis 8 Prozent, während aus tierischen Lebensmitteln bis zu 20 Prozent Eisen aufgenommen werden können. Bei unzureichender Versorgung kann der Körper die Resorption allerdings in gewissem Umfang erhöhen. Zudem beeinflussen andere Faktoren aus der Nahrung die Bioverfügbarkeit, beispielsweise Ballaststoffe, phenolische Verbindungen, Oxalsäure, Carbonate und organische Säuren. Wie viel Eisen aus der Nahrung vom Säugling genau aufgenommen wird, ist daher schwer abzuschätzen.

Um die Verfügbarkeit bei einer vegetarischen Ernährung zu erhöhen, empfiehlt die Vollwert-Ernährung, dem eisenreichen Getreidebrei nach dem Kochen Vitamin-C-reichen Saft zuzusetzen oder als Nachtisch Mus von vitamin-C-reichem Obst aus Honigmelone, Kiwi oder Beeren zu füttern. Leider ist uns keine klinische Studie bekannt, die die Auswirkung einer solchen vegetarischen Kost auf den Eisenstatus des Säuglings untersucht hat. Erfahrungen zeigen jedoch, dass Babys mit einer solchen Kost auch ohne Fleisch gesund groß werden.

Quelle: Franz, W.; Dittrich, K.: "Müssen Säuglinge für eine ausreichende Eisenversorgung fleischhaltige Beikost erhalten?" UGB-Forum 5/10, S. 252
Foto: DAK/Wigger

Literatur:
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Stand: 2011