Die Milch macht’s – oder doch nicht?

Über kaum ein Lebensmittel wird in den letzten Jahren so viel diskutiert wie über Milch. Häufig wird sie wegen ihrer wertvollen Inhaltsstoffe und einer positiven Wirkung auf die Gesundheit empfohlen. Inzwischen machen jedoch einige Wissenschaftler das weiße Getränk für allerlei Krankheiten verantwortlich – angefangen von Akne und Allergien bis hin zu Krebs.

Neben Wasser setzt sich Milch vor allem aus Protein, Milchzucker (Laktose) und Fett zusammen. Sie ist außerdem eine gute Quelle für unentbehrlichen Aminosäuren, die Vitamine A, B2, B12 und D sowie die Mineralstoffe Calcium, Kalium, Magnesium und Phosphor.

Fakt ist, dass die meisten Menschen gar keine Milch vertragen. Weltweit können etwa 75 Prozent der Erwachsenen Milch nicht verdauen. Hierzulande hat der Großteil der Bevölkerung jedoch keine Probleme damit; rund 80 Prozent können Milch ohne Probleme verzehren. Erwachsene, die eine Laktoseunverträglichkeit haben, können keinen Milchzucker (Laktose) abbauen. In diesen Fällen kann der Konsum von Milch zu Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall führen. Ihnen fehlt das Enzym Laktase, das den Milchzucker aufspaltet. In kleinen Mengen und in fermentierter Form, beispielsweise als Joghurt, ist Milch auch für Menschen mit einem Mangel an Laktase oft bekömmlich.

„Milch macht groß und stark“

Wer kennt nicht, den Satz seiner Eltern und Großeltern: „Trink viel Milch mein Kind, dann wirst du groß und stark.“ Calcium, aber auch andere Inhaltsstoffe der Milch sind wichtig für den Knochenaufbau. Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass sich der Verzehr von Milch positiv auf die Knochenmasse auswirkt. Das ist aber keine Garantie dafür, im Alter von Osteoporose verschont zu bleiben. Denn viele Ernährungs- und Lebensstilfaktoren beeinflussen die Knochenmasse. Der Milchverzehr alleine macht’s also nicht.

Seit Längerem wird diskutiert, ob der Milchkonsum auch die Entstehung von Krebs begünstigt. Überzeugende Beweise für einen Zusammenhang gibt es allerdings nicht. Lediglich bei Prostatakrebs scheint ein hoher und regelmäßiger Verzehr mit einem höheren Risiko einherzugehen. Für Dickdarmkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall und Typ-2-Diabtes weisen Studien dagegen auf eine schützende Wirkung von Milch hin.

Ursache für Akne und unreine Haut?

Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen Milchkonsum und unreiner Haut und Akne hin. Wissenschaftler vermuten, dass Hormone und Wachstumsfaktoren in Milch der Auslöser sein könnten. Um die Ursachen dafür zu klären, fehlen jedoch weitere Studien. Einige Personen beobachten eine Verbesserung ihrer Hautprobleme wenn sie Milch meiden. Dieser Effekt gilt aber nicht für jeden.

Viele kennen wahrscheinlich noch den Werbeslogan aus den 1950er-Jahren: „Milch macht müde Männer munter.“ Doch wie so oft in der Werbung hält sie meistens nicht, was sie verspricht. Eine plausible Erklärung für diesen Effekt gibt es nicht. Zugleich gilt heiße Milch mit Honig auch als Schlaftrunk. Tatsächlich hat Milch einen recht hohen Gehalt an der Aminosäure Tryptophan, die als Baustein für das schlaffördernde Hormon Melatonin dient. Darüber hinaus soll ein abendliches Glas Milch im Körper eine entspannende und schlaffördernde Wirkung haben. Eine tatsächliche Hilfe beim Einschlafen ist allerdings nicht belegt. Dafür ist zu wenig Tryptophan enthalten. Vermutlich steckt hinter der Wirkung eher ein psychologischer Effekt. Die süße, warme Milch vermittelt eine gewisse Sättigung und gibt ein Gefühl der Geborgenheit.

Im Rahmen einer pflanzenbetonten Ernährung wie der Vollwert-Ernährung kann Milch zu einer optimalen Nährstoffversorgung beitragen. Gesundheitsschädliche Wirkungen sind bei einem mäßigen Verzehr nicht zu erwarten. Richtig ist aber auch, dass der Mensch nach dem Stillen nicht mehr auf Milch angewiesen ist. Die enthaltenen Nährstoffe gibt es auch in anderen Lebensmitteln. Das erfordert allerdings einen sorgfältig zusammengestellten Speiseplan. Franziska Horvat

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