Der faire Rat: Ernährung in der Traditionellen Chinesischen Medizin

In China haben Essen und Trinken einen hohen Stellenwert und das Wissen über die Wirkungsweise von Nahrungsmitteln ist in der Bevölkerung noch recht weit verbreitet. Dörte Petersen, Beraterin im Netzwerk Gesunde Ernährung, berichtet, wie wohltuend eine Ernährung nach Traditioneller Chinesischen Medizin sein kann.

Was ist TCM?

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist eine ganzheitlich ausgerichtete Heilkunde. Sie versteht Gesundheit als ein energetisches Gleichgewicht im menschlichen Organismus. Ziel ist die Harmonie von Körper, Seele und Geist. Im Verständnis dieser Gesundheitslehre bedeuten Beschwerden und Krankheiten, dass die Energien eines Menschen blockiert oder ins Ungleichgewicht geraten sind. Um das energetische Gleichgewicht wieder herzustellen, stehen der TCM mehrere Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Zu ihnen gehören neben Kräutertherapie, Akupunktur, Tuina-Massage sowie
Qi Gong und Tai Chi auch die Ernährung.

Thermische Wirkung der Lebensmittel

Nach der Lehre der Chinesischen Medizin spielen vor allem zwei Wirkmuster von Lebensmitteln für unser Wohlbefinden eine Rolle: Das Temperaturverhalten und die Geschmacksrichtung.
Das Temperaturverhalten weist auf die energetische Dynamik hin, die mit dem Verzehr bestimmter Lebensmittel einhergeht. So bewegen Lebensmittel in unterschiedlichem Ausmaß die Lebensenergie Qi. Je nach ihrem Temperaturverhalten können Lebensmittel eine eher kühlende, eine wärmende oder eine neutrale Wirkung vermitteln. Dabei kann die Art der Zubereitung die thermische Wirkung in die eine oder andere Richtung verschieben.

Für eine gesunde Alltagsernährung sollten als Basis neutrale Lebensmittel mit kühlen und warmen kombiniert werden. Dafür müssen Sie nicht unbedingt chinesische Zutaten verwenden. Auch die bei uns gängigen Lebensmittel lassen sich einem Temperaturverhalten zuordnen.

Kühl (yin): Kichererbse, Spargel, Tomate, Aubergine, Spinat, Salat, Banane, Orange, Joghurt, Pfefferminze, Salz
Neutral: viele Getreide, Linsen, Bohnen, Möhre, Kartoffel, Pflaume, Weintraube, Sonnenblumenkerne
Warm (Yang): viele Kräuter und Gewürze (z.B. Chili, Ingwer, Knoblauch), Aprikose, Lamm-, Hühnerfleisch, Walnuss

Geschmacksrichtung wirkt auf Organe

Die Chinesische Medizin versteht unter der Geschmacksrichtung nicht nur süß, salzig und sauer, sondern zusätzlich die Wirkung auf Organe und Körperteile. Mit Hilfe der Geschmacksrichtungen kann die Lebensenergie Qi zu einem von fünf Organ-/Funktionskreisen geleitet werden. Durch eine abwechslungsreiche Lebensmittelauswahl lässt sich erreichen, dass alle Geschmacksrichtungen in einer Mahlzeit vertreten sind. So wird eine einseitige Ernährung vermieden. Bei Fast Food beispielsweise dominiert häufig der salzige und süße Geschmack. Sauer, bitter und scharf fehlen oft und damit leider auch die gesundheitlichen Wirkungen auf den Organismus.

Die Mitte liebt es warm

Dem Funktionskreis Milz/Magen, kurz der Mitte, widmet die Chinesische Medizin besondere Aufmerksamkeit. Die Hauptaufgabe der Mitte ist die Umwandlung der verzehrten Lebensmittel in Lebensenergie und Körpersubstanzen sowie die Verdauung. Eine Schwäche der Mitte beeinträchtigt die Verdauungsleistung, Bekömmlichkeits- und Versorgungsprobleme können auftreten. Durch wärmende Kochverfahren kann die Mitte bei ihrer Verdauungsarbeit unterstützt werden.

Konkrete Empfehlungen für Essgewohnheiten:

  • Iss achtsam und mit voller Aufmerksamkeit.
  • Iss mit Freude und Genuss.
  • Koche so oft wie möglich frisch.
  • Verzehre pro Tag drei Mahlzeiten.
  • Verzehre mindestens eine warme Mahlzeit.
  • Iss maßvoll.
  • Verzehre Kaltes nach Warmem.

Schon mit einfachen, alltagstauglichen Gerichten oder einer geschickten Speisenauswahl lässt sich das Wohlbefinden verbessern oder Beschwerden mildern. Am besten probieren Sie einzelne Empfehlungen einfach einmal aus und beobachtet dann, wie sich Essgenuss und Bekömmlichkeit verändern. Genießen Sie zum Beispiel einen warmen Frühstücksbrei anstelle eines Müslis mit kalter Milch oder eine aromatisch gewürzte Getreide-Gemüse-Pfanne anstelle eines Rohkostsalates.

Wie Sie die Traditionelle Chinesische Medizin in der Küche umsetzen können, erfahren Sie in den Kochkursen von Dörte Petersen: www.fairberaten.net/doerte-petersen