Jede Bewegung zählt

Eigentlich wissen wir um all die gesundheitlichen Aspekte von Bewegung und es mangelt auch nicht an Bewegungsmöglichkeiten. Warum sind wir dann oft so antriebslos? Die Antwort liegt meist in unseren Gewohnheiten begründet. Doch mit nur kleinen Veränderungen können wir unseren Alltag wieder aktiver gestalten.

Ungute Erfahrungen in der Kindheit und Jugend können ein Faktor sein, der unser heutiges Bewegungsverhalten beeinflusst. Viel wichtiger, weil unbemerkter, sind die kleinen täglichen Entscheidungen, die in ihrer Summe unser Verhalten bestimmen. Wir trinken in der Pause einen Kaffee, statt einen Spaziergang zu machen. Wir fahren auch kurze Wege mit dem Auto. Wir schauen in freien Minuten aufs Handy, statt uns genüsslich zu strecken. Diese kleinen Entscheidungen erscheinen unbedeutend, führen in der Summe aber zu Gewohnheiten, die wir nur durch bewusste Neuentscheidung wieder ändern können. So wird unser Alltag mit der Zeit bewegungsärmer und unser Körper passt sich strukturell unserer Inaktivität an. Als Folge kämpfen wir mit Einschränkungen und vielleicht sogar Schmerzen, was uns wiederum die Freude an Bewegung nimmt.

Die gute Nachricht ist, dass sich unser Gehirn in jedem Alter an neue Reize und Erfahrungen anpassen kann und die Strukturen unseres Körpers ebenso. Das bedeutet, dass wir jeden Tag neu starten können, unsere eingefahrenen Muster zu verändern. Jeder Schritt, jede Bewegung zählt dabei. Ihre Muskeln sind bereit, die Arbeit aufzunehmen – Ihr Kopf entscheidet, ob Sie das wirklich tun wollen.

Machen Sie sich klar: Sie müssen nicht schon nach einer Woche Ihr Leben komplett neu und aktiv gestaltet haben. Es genügt, nur jeden Tag eine kleine Verbesserung zu erzielen. Unterschätzen Sie nicht, welche Auswirkung kleine Veränderungen auf Ihr gesamtes Leben haben.

Sechs konkrete Tipps erleichtern die Umsetzung

Keep it simple: Die meiste Energie brauchen wir zu Beginn, um überhaupt anzufangen. Deshalb ist es gut, sich den Einstieg so einfach wie möglich zu machen. Beginnen Sie mit nur einer Übung täglich. Die wichtigste Übung ist das Ins-Tun-Kommen.

Gedanken als Auslöser: Immer wenn Sie daran denken, sich ja eigentlich bewegen zu wollen – machen Sie sofort eine kleine Mini-Übung. Wirklich nur eine und ganz kurz. Zum Beispiel zwei Mal bewusst die Schultern kreisen oder auf der Stelle laufen und dabei bis zehn zählen. Auch bei dieser Übung geht es allein darum, ins Tun zu kommen.

Fordern Sie sich heraus: Wir bleiben motivierter, wenn wir unsere täglichen Erfolge messen und überprüfen. Wenn wir aus unserer neuen Aufgabe eine Herausforderung machen, bringen wir ein spielerisches Element in die tägliche Routine, das uns zusätzlich motivieren kann. Sie können sich etwa vornehmen, 30 Tage lang jeden Feierabend einen zehnminütigen Spaziergang zu machen. Drucken Sie sich ein Blatt mit 30 Herzen aus und streichen Sie jeden Abend ein Herz ab.

Die nächste Haltung ist immer die Beste: Machen Sie sich klar, dass jede Haltung, die Sie zu lange einnehmen, Ihre Strukturen schwächt. Der Satz „die nächste Haltung ist immer die beste“ erinnert uns daran, dass wir auch in bewegungsarmen Situationen auf uns achten können, indem wir uns jede Stunde eine Minute strecken oder häufiger die Stellung wechseln.

Geben Sie Ihrem inneren Schweinehund einen Namen: Andere zu motivieren, fällt uns einfacher als uns selbst. Wenn Sie immer wieder Motivationsprobleme haben, identifizieren Sie sich nicht damit. Geben Sie Ihrem inneren Schweinehund einen Namen und sehen Sie ihn als eigenständige Person. Stellen Sie sich bildlich vor, wie er neben Ihnen sitzt und motiviert werden muss. Das bringt Sie in eine Beobachterrolle, von der aus Sie einen liebevollen inneren Dialog mit Ihrem unmotivierten Ich führen und es aufmuntern können.

Machen Sie Ihren Alltag betriebsamer: Bauen Sie aktive Herausforderungen in Ihren Alltag ein, damit Sie sich insgesamt mehr bewegen: Benutzen Sie immer den Parkplatz, der am weitesten weg vom Eingang des Supermarktes, der Arbeitsstelle, etc. liegt. Jedes Mal, wenn Ihnen etwas zu Boden fällt, machen Sie drei Kniebeugen, bevor Sie es aufheben. Ihrer Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.

Bettina Kowalsky, www.unisono-giessen.de, UGBforum 2/22

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