UGB-Tagung: Ernährung aktuell

Vom 29.-30. April lud der Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung (UGB) zu seiner jährlichen Tagung nach Gießen ein. Neben vielfältigen Informationen gab es auch einiges zu lachen. Insbesondere Dr. Hajo Schumacher und Prof. Claus Leitzmann wussten mit ihren humorvollen Vorträgen das Publikum zu begeistern.

Von Altwerden bis Placeboeffekt

Der Journalist Hajo Schumacher provozierte die gut 400 Zuhörer eingangs mit der Aussage: „Essen Sie lieber Burger und Pommes als einsam alt zu werden. Einsamkeit kostet sieben Lebensjahre.“ Angesichts des demografischen Wandels und eigener Probleme mit dem Älterwerden stellte Schumacher lebenswerte Wohnformen für Senioren vor. Mit Tempo, Takt und Rhythmus des Essens beschäftigte sich Dr. Michael Boschmann. Heute würde viel zu viel nebenbei gegessen und dem Körper keine Zeit gelassen, die Nahrung überhaupt zu verwerten. Der Mediziner der Charité Berlin plädierte für mindestens vier Stunden Abstand zwischen den Mahlzeiten und dafür, den Tagesrhythmus zu berücksichtigen. „In den nächsten 20 Jahren ist mit einer Verdoppelung der Flugimporte von Lebensmitteln zu rechnen“, prognostizierte Dr. Markus Keller. An erster Stelle der Flugimporte stehe Frischfisch aus afrikanischen Ländern, gefolgt von Gemüse, Obst und Fleisch. Der renommierte Placeboforscher Prof. Paul Enck offenbarte, was sich hinter Medikamenten ohne Wirkstoff, also Placebos, verbirgt. Der sogenannte Placeboeffekt ruhe auf verschiedenen Säulen: Der positiven Erwartung der Patienten sowie natürlichen Schwankungen im Krankheitsverlauf. Als besonders entscheidend bezeichnete Enck die Empathiefähigkeit des Arztes.

Grünkohl statt Goji

Den zweiten Veranstaltungstag läutete Prof. Claus Leitzmann ein. In seinem Vortrag über die Proteinzufuhr betonte er, dass pflanzliche Proteine stärkere gesundheitliche Effekte aufwiesen als tierische. Dass die sogenannten Superfoods oft überschätzt sind, machte UGB-Dozentin Johanna Feichtinger klar. Oft würden Chiasamen, Moringapulver oder Goji-Beeren mit scheinbar sensationellen Nährstoffgehalten für Kalium, Vitamin C, Eisen oder Ballaststoffe beworben. „Bei genauerem Hinsehen stellt sich aber heraus, dass diese Nährstoffe problemlos auch mit heimischen Früchten und Gemüse erreichbar sind“, so die Ernährungswissenschaftlerin. Der Schweizer Umweltnaturwissenschaftler Claudio Beretta begeisterte die Zuhörer mit seinem Plädoyer für weniger Lebensmittelverschwendung. Mit überzeugenden Zahlen und Diagrammen veranschaulichte er, dass die privaten Haushalte den größten Anteil an der Lebensmittelverschwendung haben. Beretta empfahl, bewusster einzukaufen, Reste geschickt zu verwerten, auch mal krumme Möhren oder Brot vom Vortag zu akzeptieren und weniger tierische Produkte zu essen.

Vorträge zu Fasten, Multiple Sklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen und Gesundheitspolitik rundeten die erfolgreiche Veranstaltung ab.

Text: KD
Foto: Stefan Weigt/UGB