Der faire Rat: Superfood – regional statt exotisch

Chia, Moringa, Açaí und andere Superfoods stehen hoch im Kurs. Ob aus Südamerika, Afrika oder Asien – je ungewöhnlicher und fremdartiger, desto beliebter. Doch auch bei uns wachsen Pflanzen, die das Zeug zum Superfood haben.

Die bekannten Superfoods sind überwiegend pflanzliche Lebensmittel, die reich an wertvollen Inhaltsstoffen sind. Dazu zählen Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe. Am häufigsten wird der gesundheitliche Vorteil von Superfoods mit einem hohen Anteil an Antioxidanzien begründet. Dazu zählen zum Beispiel die sekundären Pflanzenstoffe Anthocyane, Flavonoide und Carotinoide, die aber unter anderem auch in heimischen Beeren stecken. Auch proteinreiche, pflanzliche Lebensmittel sind angesagt, zum Beispiel Chiasamen. Proteine finden sich aber auch in größeren Mengen in Hülsenfrüchten, Getreide, Nüssen und Saaten. Manche Superfoods wiederum haben einen besonders hohen Gehalt an Mineralstoffen und Spurenelementen wie Kalium, Calcium, Magnesium, Zink oder Eisen. Mineralstoffreich sind jedoch alle Nüsse, Saaten und Getreidekörner sowie viele Gemüse. Alles in allem sind die Inhaltstoffe in Superfoods keine ungewöhnlichen Wundersubstanzen. Vielmehr handelt es sich um gut bekannte Nährstoffe, die in einer ganzen Reihe von Lebensmitteln vorkommen.

Altbekannte Nährstoffe

Einheimische Vertreter aus dem Pflanzenreich können es in puncto Nährstoffe mit den Exoten aufnehmen. Angefangen von traditionellen Gemüsen, wilden Kräutern über Getreide bis hin zu Beeren- und Hülsenfrüchten – die Liste einheimischer Superfoods ist lang. So toppen Leinsamen beispielsweise mit ihrem hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren sogar die angesagten Chiasamen.

Bei den Gemüsen haben insbesondere Kohlsorten aus der Familie der Kreuzblütler den Namen Superfood verdient. Dazu zählen unter anderem Kohlrabi, Brokkoli, Grünkohl, Rucola und natürlich Weiß- und Rotkohl – auch in fermentierter Form als frisches Sauerkraut. Kohlsorten enthalten zum Teil hohe Mengen an Vitamin A und C, Calcium und reichlich Pflanzenfasern. Drei bis fünf Portionen Kohlgemüse pro Woche sollen das Risiko für verschiedene Krebsarten senken. Die krebspräventive Wirkung geht dabei auf bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe zurück, die Glucosinolate.

Unter einheimischem Beerenobst finden sich ebenfalls viele Nährstoffstars. Reichlich Anthocyane enthalten Heidelbeeren, Blaubeeren und Brombeeren, die den Früchten die dunkle Farbe verleihen.

Frisch und ausgereift

Die im Handel angebotenen exotischen Superfoods sind oft industriell verarbeitet, haben lange Transportwege hinter sich und dadurch empfindliche Inhaltsstoffe eingebüßt. Regionales und saisonales Gemüse und Obst wird erst zum optimalen Reifezeitpunkt geerntet. So bilden sich vermehrt sekundäre Pflanzenstoffe, die für Geschmack und Gesundheit wichtig sind. Nach der Ernte gehen hitzeempfindliche Inhaltsstoffe wie Vitamin C, Folsäure und manche sekundäre Pflanzenstoffe – zum Beispiel die Glucosinolate – schnell verloren, so dass Gemüse und Obst möglichst erntefrisch verzehrt werden sollten. Ein Grund, täglich einen Teil der heimischen Superfoods unerhitzt zu essen. Heimische Produkte schonen zudem den Geldbeutel. So kosten 100 Gramm Leinsamen etwa nur die Hälfte von importierten Chiasamen.

Johanna Feichtinger

Foto: Rainer Sturm/pixelio.de