Haltungskennzeichnung: Mehr Tierwohl?

Seit 1. April kennzeichnen Rewe, Aldi, Kaufland und Co. verpacktes Fleisch einheitlich mit einem neuen Logo. Es soll, ähnlich wie bei Eiern, Auskunft über die Haltungsform der Tiere geben. Ob die Tiere gesund sind, bleibt außen vor.

Die neue Kennzeichnung deutscher Supermarktketten, die sich in der Initiative Tierwohl vereinigen, soll die Bedingungen, unter denen die Tiere gelebt haben, leichter erkenntlich machen. Die Initiative Tierwohl ist ein Zusammenschluss aus Lebensmittelhandel, Landwirtschaft und Fleischwirtschaft. Sie wollen den Verbrauchern mehr Orientierung beim Einkauf geben.

Es gibt vier Stufen, wobei Stufe 1 dem gesetzlichen Mindeststandard entspricht. Stufe 2 sieht 10 Prozent mehr Platz und Beschäftigungsmaterial für das Tier vor. In Stufe 3 steht den Tieren noch mehr Platz und Zugang zu Frischluft zu. Kennzeichnend für Stufe 4 ist fast doppelt so viel Platz wie in Stufe 1. Außerdem haben die Tiere Auslaufmöglichkeiten im Freigelände. Auch Bio-Fleisch soll in diese höchste Stufe eingeordnet werden.

Positiv zu sehen ist, dass die Handelsunternehmen ihre unterschiedlichen Kennzeichnungen nun vereinheitlichen. So können sich Verbraucher besser zurecht finden als im bisherigen Labeldschungel. Allerdingst hat das Label einen großen Haken, was die Wahlfreiheit der Verbraucher entscheidend einschränkt. Denn bislang stammt das Angebot im Handel zu 99 Prozent aus der Haltungsform 1.

Die Haltungskennzeichnung ist kein Tierwohllabel. Sie sortiert lediglich das bestehende Fleischsortiment in vier Stufen ein. Kriterien, die das Tierwohl, also die Gesundheit der Tiere, verbessern sieht diese Kennzeichnung nicht vor. Verbraucher erfahren nur etwas über Platz, Beschäftigungs- und Auslaufmöglichkeiten. Doch diese Faktoren haben keinen entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit der Tiere.

Foodwatch fordert ein bundesweites, betriebsgenaues Tiergesundheitsmonitoring sowie klare gesetzliche Vorgaben, die die Gesundheit der Nutztiere verbessern. Die Verbraucherschutzorganisation schreibt, dass fast jedes vierte tierische Produkt von einem kranken Tier stammt. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner plant hingegen ein eigenes Tierwohl-Label. Das Problem: Es ist mal wieder nur freiwillig und enthält, vor allem in der Einstiegsstufe, zu lasche Anforderungen.

Foto: Initiative Tierwohl