Was taugt Low-Carb?

Eine Low-Carb-Ernährung, also eine Ernährung mit weniger Kohlenhydraten, soll helfen, überflüssige Pfunde abzubauen. Ob sie als dauerhafte Kost geeignet ist, bleibt fraglich.

Ziel der Low-Carb-Methode ist es, starke Blutzuckerschwankungen zu vermeiden. Ganz oben auf den Diätplänen stehen daher Lebensmittel, die den Blutzucker nur langsam ansteigen lassen. Dazu zählen unter anderem Gemüse und alle tierischen Lebensmittel. Die niedrige Blutzuckerwirksamkeit soll zu einer länger anhaltenden Sättigung beitragen und den Insulinspiegel auf einem konstanten Niveau halten. Das komme wiederum der Fettverbrennung zu Gute. Auf dem Speiseplan dominieren neben Gemüse Fleisch, Käse, Milchprodukte, Fisch, Hülsenfrüchte, Nüsse sowie Fette und Öle. Obst, Vollkornprodukte, Reis, Nudeln und Kartoffeln sind aufgrund ihres Kohlenhydratanteils nur in Maßen erlaubt. Auf Brot und Backwaren aus raffiniertem Mehl, Süßwaren und mit Zucker gesüßte Getränke wird weitgehend verzichtet.

Ein Vorteil der Low-Carb-Diäten ist, dass sie viel Gemüse und weder Zucker noch Weißmehlprodukte enthalten. Viele Kohlenhydratquellen wie Vollkornprodukte liefern aber automatisch auch Ballaststoffe, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe, die bei Low-Carb-Diäten oft zu stark vernachlässigt werden. Einige Vertreter empfehlen auch auf süßes Obst und stärkereiches Gemüse weitgehend zu verzichten, was die Nährstoff-Versorgung einschränken kann. Durch das Weglassen von Kohlenhydraten beinhalten die Diäten meist mehr Protein und Fett als von ernährungswissenschaftlichen Fachgesellschaften empfohlen wird. Eine fleischbetonte Kost beeinflusst jedoch eine Vielzahl von Stoffwechselprozessen nachteilig, da die Zufuhr von gesättigten Fettsäuren ansteigt.

Hinsichtlich des Abnehmerfolgs unterscheiden sich Low-Carb-Diäten wenig von fettarmen Diäten. In mehreren Untersuchungen zeigte sich, dass es sich mit einer kohlenhydratarmen Ernährung zunächst schneller abnehmen lässt. Nach Ablauf eines Jahres glichen sich die Gewichtsverluste bei den beiden Gruppen allerdings wieder an. Außerdem sind bei einer sehr kohlenhydratarmen und damit wenig alltagstauglichen Kost Regelverstöße vorprogrammiert. Eine langfristige Umstellung der Ernährungs- und Lebensweise, wie sie zum dauerhaften Abnehmen erforderlich ist, lässt sich damit nicht erreichen.

Als Dauerkost ist Low-Carb aufgrund des hohen Fett- und Proteinanteils nur bedingt geeignet – nicht nur aus gesundheitlicher, sondern auch aus ökologischer Sicht. Denn die Produktion tierischer Lebensmittel verschlingt enorme Ressourcen und belastet das Klima. Ulrike Becker/FH

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