Autophagie: Können sich durch Fasten Körperzellen selbst reinigen?

Autophagie ist eine Art Recycling-Anlage der menschlichen Zelle. Bei dem Prozess baut der Körper nicht benötigte und krankhafte Zellbestandteile ab und verwertet sie anderweitig. Autophagie lässt sich auch als Selbstreinigungsprozess lebender Zellen beschreiben.

Die Autophagie wird von mindestens 35 Genen gesteuert und läuft folgendermaßen ab: Zuerst legt die Zelle eine spezielle Hülle um die Bestandteile, die abgebaut werden sollen. Diese verschmilzt dann mit kleinen Bläschen voller Enzymen. Die Enzyme haben die Fähigkeit, die in der Hülle eingeschlossenen Bestandteile aufzuspalten und zu zerlegen. Es entstehen beispielsweise Eiweiß- und Fettbausteine, die neu verbaut oder zur Energiegewinnung genutzt werden können. Andere Abbauprodukte identifiziert der Körper als Abfall. Sie werden abtransportiert und ausgeschieden.

Für die Selbstverdauung zerlegt der Körper abgestorbene Zellbestandteile, fehlstrukturierte Proteine bis hin zu ganzen Zellorganellen, z. B. ältere Mitochondrien. Auch krankhafte oder potenziell krankmachende Strukturen sowie eingedrungene Bakterien und Viren werden so entsorgt. Daher wird die Autophagie häufig als Prozess der Selbstreinigung und Selbsterhaltung beschrieben. Sie hat sich im Laufe der Evolution entwickelt, um krankhafte Strukturen zu beseitigen und gleichzeitig Energie und Nährstoffe zu sparen. Ist die Autophagie gestört und es kommt nicht zur Zellreinigung, scheint dies Krankheiten wie Krebs, Diabetes, Alzheimer und Parkinson zu begünstigen. Auch bei der Bekämpfung von Infektionen und Stress spielt die Autophagie eine wichtige Rolle.Seit vielen Jahrzehnten wird die Autophagie unter anderem von dem japanischen Molekularbiologen Yoshinori Ohsumi erforscht. Im Oktober 2016 erhielt er für seine Arbeit den Nobelpreis für Medizin.

Eine Autophagie wird besonders dann in Gang gesetzt, wenn der Nachschub an Nährstoffen stockt. Eine Situation, die beispielsweise beim Fasten oder durch intensiven Sport entsteht. In dieser Situation des Mangels greift die Zelle auf eigene Ressourcen zurück. Sie baut ab, was nicht benötigt wird und [gewinnt oder besser: recycelt] so Nährstoffe und Energie. Dabei verjüngt sich die Zelle und bleibt gesund.

Im Gegensatz zur üblichen Erneuerung von Körperzellen und Organen läuft die Autophagie wesentlich schneller und flexibler ab. Sie kann praktisch tagtäglich für Zellerneuerung sorgen, während eine echte Neubildung von Zellen Tage bis Jahre dauern kann.

Da die Autophagie bevorzugt bei zeitweiligem Energiedefizit abläuft, lässt sie sich durch Fasten aktivieren. Dies ist ein Erklärungsansatz für die vielen positiven gesundheitlichen Effekte, die durch regelmäßiges Fasten hervorgerufen werden.

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